Hallo zusammen !
Ich habe folgendes grosses Problem, wobei das vielen hier sicher sehr bekannt vorkommt:
Meine Frau leidet seit ca. 8 Jahren an Depressionen. Mal geht es ihr wochenlang bestens, dann wieder wochenlang schlecht.
Wenn es ihr gut geht kommt sie irgendwann auf den (natürlich „verrückten“) Gedanken, dass sie es doch eigentlich garnicht verdient hat das
es ihr gut geht. Ab da beginnt es dann meistens bergab zu gehen, was dann darin endet, das sie Tage- oder Wochenlang kaum es aus dem Bett kommt,
wenig isst und trinkt, oft gedanklich ziemlich neben sich steht und leider auch immer wieder den Wunsch äussert „einfach weg sein zu wollen“. Diese
„dunklen Gedanken“ versucht sie dann irgendwann per Alkohol zu unterdrücken, was natürlich nicht wirklich klappt und ehr in einem Teufelskreis endet.
Leider wird sie von den Ärzten dann gerne auf diese „Alkoholsucht“ reduziert und hat dementsprechend auch schon 3 Entzugstherapien mitgemacht, die
sie aber locker hinter sich gebracht hat, da sie keinerlei körperlichen Entzug hat. Der Alkohol dient halt nicht der körperlichen Befriedigung (in der Zeit in der es ihr gut geht
kommt sie komplett ohne aus), sondern rein der Betäubung der dunklen Gedanken. Geändert haben diese Therapien daher natürlich garnichts. Sie hat sich zwar auch Hilfe bei einem
Therapeuten gesucht, jedoch geht sie dort natürlich nur hin wenn es ihr halbwegs gut geht und erzählt auch dort sicher nicht alles. Wenn es ihr richtig schlecht geht hat man keine Chance,
das Problem ist aber, dass es so natürlich niemand wirklich mitbekommt und jeder denkt, dass es ihr doch garnicht so schlecht geht. Zumal sie es sich selbst auch immer wieder
schön redet und selbst damit klarkommen will. Sie wurde vor Jahren medimenkatös eingestellt, nimmt diese auch brav, allerdings ist für mich keine Besserung erkennbar.
Auslöser war wahrscheinlich u.a. ihre lange Tätigkeit in der Strahlentherapie, in der sie tagtäglich mit Todkranken Menschen (darunter
viele Kinder) zu tun hatte und sie diese Schicksale oft sehr mitgenommen haben. Daher konnte sie diese Tätigkeit auch nicht mehr ausüben und war über mehrere Jahre Arbeitsunfähig geschrieben.
Im letzten Jahr hat sich ihr bisheriger Arbeitgeber dann auch mit einer Abfindung von ihr getrennt. Danach hat sie eine Umschulung gemacht um auch in kleineren Praxen arbeiten zu können und
schreibt seitdem fleissig Bewerbungen. Allerdings komplett ohne Erfolg Sie hat zwar schon mehrere Gespräche oder Probearbeiten absolviert, jedoch darauf nur Absagen erhalten. Diese
ziehen sie dann natürlich wieder komplett herunter, zumal sie unbedingt arbeiten und niemandem „auf der Tasche“ liegen möchte. Die Arbeitgeber stolpern natürlich über ihre lange Krankzeit bzw.
die Kündigung des alten Arbeitgebers, zudem denke ich, merkt man ihr ihre Unsicherheit doch auch an. Zudem hat sie ein Attest das sie keine Schichtdienste machen darf und
auch weiter zeitlich Einschränkungen zu beachten sind, zudem hat sie 30% Schwerbehindertenstatus. Jedenfalls besteht kaum eine Chance sie wirklich irgendwo unter zu bekommen, was
(der Teufelskreis !) sie immer weiter in die Depressionen treibt (zur Zeit liegt sich bereits schon wieder eine Woche fast tatenlos im Bett). Ich bin mir auch ziemlich sicher, das eine neue
Arbeitsstelle ihr zwar kurzeitig helfen würde, aber auf Dauer denke ich würde sie auch dort wieder häufiger ausfallen, da die Depressionen immer wieder auftauchen. Und das wird ein neuer Arbeitsgeber
natürlich auf die Dauer auch nicht mitmachen (verständlich, aber für sie würde eine erneute Kündigung sicher eine extreme Krise auslösen !). Das dieses die ganze die Familie (wir haben
noch eine Tochter) sehr belastet versteht sich von selbst und so langsam sind auch wir mit unserem Latein am Ende. Hinzu kommt dann natürlich auch noch der finanzielle Druck, denn unsere
ganze Lebensplanung war auf 2 Gehälter ausgerichtet, wenn jetzt seit so vielen Jahren ein Gehalt fast komplett weg fällt ist das kaum aufzufangen. Wir haben während der Umschulung Hilfen vom
Rentenbund erhalten, jetzt ist sie aber ohne jegliche finanzielle Unterstützung, für ALG verdiene ich knapp zuviel. Aus meiner Sicht die einzig wirkliche Lösung (an eine dauerhafte
Gesundung kann ich nach den vielen Jahren nicht wirklich glauben) wäre, wenn sie wenige Stunden am Tag (mehr ist wahrscheinlich nicht möglich) freiwillig irgendwo unterstützen könnte
(am liebsten im sozialen Bereich, Altersheim, Kinderheim, Tierheim, Obdachlosenküche usw.), denn dort liegen eindeutig ihre Stärken und es würde ihr Selbstwertgefühl wieder extrem steigern ohne
jedoch Druck aufkommen zu lassen.
Ansonsten bin ich nun auch ich wirklich mit meinem Kräften am Ende, daher meine Fragen:
- Wer hat noch Ideen wie man ihr helfen könnte ? Vor allen Dingen, wie kann ich Ärzten und Therapeuten endlich auch mal zeigen wie es ihr wirklich geht ?
- Wie kann ich den finanziellen Druck heraus nehmen ? Besteht eine Chance auf eine Erwebsminderungsrente o.ä. ? Und was müssten wir dafür machen ? Hat die jemand Erfahrungen ?
Danke, dass ich das hier mal loswerden konnte !
LG
Andi
Insgesamt keine angenehme Situation, aber trotzdem 2 Tipps: Wollen Sie Richtung Beschäftigung empfehle ich als Gesprächspartner den Integrationsfachdienst. In Hannover läuft das beispielsweise über die AWO. Diese Leute helfen bei gesundheitlich bedingten Arbeitsplatzproblemen häufig recht gut und effektiv, da sie fachübergreifende Kenntnisse von Sozialleistungen aller Art haben.
Erscheint dieser Weg aussichtslos, bzw. finden auch die keine praktikable Lösung, wäre es konsequent die Rente wegen Erwerbsminderung zu beantragen.
Hallo ! Mit diesen Problem sind Sie natürlich total überfordert. Wenn Sie versuchen über die DRV wirklich Hilfe in Form von Rente erwarten werden Sie wahrscheinlich furchtbar enttäuscht werden, Kranke Menschen sind denen Vollkommen egal. Der Teilweise Menschenverachtende Umgang mit Kranken würde Ihre Frau wohl noch weiter Runter ziehen. Mir sind 2 Fälle bekannt die im die so in den Suizid getrieben wurden.
Ihre Frau sollte sich in eine Tagesklinik einweisen lassen und da Versuchen Ihre Krankheit in den Griff zu bekommen. Da hat Sie einen geregelten Tagesablauf, da geht man Morgens hin und kann abends wieder nach Hause. Auch sind dort Patienten die Ähnliche Probleme haben .
Wird eine ganze weile Dauern aber es wird für euch wieder Bergauf gehen.
Alles Gute !
"..hat dementsprechend auch schon 3 Entzugstherapien mitgemacht, die
sie aber locker hinter sich gebracht hat, da sie keinerlei körperlichen Entzug hat. Der Alkohol dient halt nicht der körperlichen Befriedigung (in der Zeit in der es ihr gut geht
kommt sie komplett ohne aus), sondern rein der Betäubung der dunklen Gedanken. "
Es gibt ja nicht nur die körperliche Abhängigkeit, sondern auch die psychische. Und die ist viel schlimmer. Von daher könnte Ihre Frau durchaus ein Alkoholproblem haben. Allerdings ist es nachvollziehbar, dass es Ihrer Frau nicht viel hilft, wenn nur das Symptom Alkoholmissbrauch behandelt wird und nicht die eigentliche Erkrankung.
"Danach hat sie eine Umschulung gemacht ..."
Eine Umschulung dauert 2 Jahre und ist ziemlich stressig (Lern-/Erfolgsdruck). Wenn Ihre Frau das ausgehalten hat, ist sie ziemlich belastbar, wenn es drauf ankommt. Von daher sehe ich für eine Rente weniger Chancen, aber meine Einschätzung ist nicht maßgeblich. Die DRV bietet im Rahmen der LTA auch Maßnahmen an, die einen passenden Job vermitteln sollen. Die gibt es auch ganz speziell für psychisch Erkrankte. Je nach Region haben die ganz unterschiedliche Namen. Gemeinsam ist jedoch, dass in der Regel der Einstieg in Teilzeit möglich ist und dann eine Steigerung auf Vollzeit erfolgt. Es gibt theoretischen "Unterricht" und dann werden gezielt Arbeitgeber gesucht, bei denen man Praktika ableisten kann. Ziel ist es, dadurch Ängste beim Kranken und den Arbeitgebern abzubauen und einen Job zu finden. Vielleicht wäre so was für Ihre Frau.
"am liebsten im sozialen Bereich, Altersheim, Kinderheim, Tierheim, Obdachlosenküche usw.), denn dort liegen eindeutig ihre Stärken"
Mag sein, aber bis auf das Tierheim gibt es auch dort stark belastende Situationen, die bei der Depression einfach schlecht sind. Überlegen Sie bzw. Ihre Frau sich das gut.
Ein Rat für Sie: Es gibt Selbsthilfegruppen für Angehörige. Suchen Sie sich eine und gehen Sie dorthin. Sie müssen sich entlasten, weil das letzte, was ihre Frau gebrauchen kann, ist, dass es Ihnen schlecht geht. Außerdem können Sie sicher auch von den Erfahrungen anderer Betroffener profitieren.
Ich sehe in erster Linie das gesundheitliche Problem.
Wenn Ihre Schilderungen stimmen, ist Ihre Frau psychisch krank und braucht daher Hilfe durch entsprechende Fachärzte und oder Therapeuten.
Je nach Diagnose und Schwere der Erkrankung wird es dann darum gehen ob sie grundsätzlich wieder arbeiten kann oder dies nicht möglich ist.
Es gibt psychisch Kranke, die arbeiten können und es gibt psychisch Kranke, die das nicht können. Und diese Menschen erhalten - die notwendigen Beiträge vorausgesetzt - eine Erwerbsminderungsrente.
Die anderen (die arbeiten können) müssen sich um Arbeit bemühen, das ist je nach Einzelfall mal leichter und mal schwerer. Bei diesen kann die Einschaltung der Integrationsfachdienste durchaus sinnvoll sein.
Sehr geehrter Herr ???,
Sie schildern in Ihrer Antwort vom 26.04.2013, dass "Die DRV bietet im Rahmen der LTA auch Maßnahmen an, die einen passenden Job vermitteln sollen. ..." Können Sie hierzu bitte noch genauere Informationen geben, ich selbst bin in einer ähnlichen Lage wie die Frau von Andie67.
Vielen Dank.
Mit freundlichen Grüßen- Konstantin