Auf einen interessanten Aufsatz von Dietrich Krauß in Kontext: Wochenzeitung vom 06.02.2013, (Beilage der Wochenendausgabe der taz) zum Thema Betriebsrente möchte ich verweisen, der umfassend und leicht verständlich auf die Vorteile und Nachteile der betrieblichen Altersvorsorge hinweist: Es ist ein Auszug, der vollständige Artikel kann im Internet nachgelesen werden.
Die Sparsumme schmilzt wie Schnee in der Sonne
So wird es auch in der Werbebroschüre der Metallrente herausgestellt. Dieses Versorgungswerk von Gesamtmetall und Gewerkschaft bietet für die Unternehmen und Mitarbeiter der Metallbranche betriebliche Altersvorsorge an. Der ehemalige Tarifexperte Herbert Karch ist ihr Vorstand und glühender Verfechter dieses Modells. Auch Niedrigzinsen können der Rendite demnach nichts anhaben. "Viel stärker wirken die staatliche Förderung, die das Geld fast verdoppelt, vielfache Arbeitgeberzuschüsse und nicht zuletzt unsere Großkundenkonditionen für alle Beschäftigten ... All dies macht Betriebsrentenverträge lohnender als jede andere Sparform." So steht es auf der Homepage der Metallrente. Nur stimmt es leider nicht.
Das kann der Versicherungsmathematiker Peter Schramm sehr genau belegen. Offenbar ist er bisher der Einzige im Land, der nach zehn Jahren Entgeltumwandlung einmal genauer nachgerechnet hat, was eigentlich hinten rauskommt beim Brutto-Netto-Spiel. Und diese Rechnung hat es in sich. Denn die Vorteile in der Ansparphase lösen sich bei der Auszahlung oft in Luft auf.
Um Schramm über die Schulter zu schauen, muss man weit in die Provinz fahren. Im abgelegenen Diethardt im Hochtaunus sitzt der wohl gefürchtetste Versicherungsmathematiker des Landes. Er ist einer der wenigen unabhängigen Sachverständigen und hat lange selbst als Aktuar bei Versicherungen gearbeitet, kennt also die Innenperspektive. Die sogenannten Aktuare sind Produktdesigner der großen Konzerne. Sie jonglieren solange mit Lebenserwartungen und Risikoabschlägen, bis sich die Versicherung am Ende rechnet. Normalerweise finden sie ihr warmes Plätzchen bei Allianz und Co.
Doch Peter Schramm wollte da nicht mitspielen. Er sagt von sich, er sei allein der Wahrheit verpflichtet. Mit dieser Einstellung wird man eher zum Lonesome Cowboy. Und zum Quälgeist der Versicherungen. Die heulen regelmäßig auf, wenn Schramm im ausgebauten kleinen Dachstuhl seine Berechnungen anstellt und die großen Konzerne herausfordert. Widerlegt hat ihn noch keiner. Als er zeigte, wie die Versicherer Riester-Sparer ausnehmen, liefen die Lobbyisten Sturm. Vergeblich. Jetzt knöpft er sich die nächste Rentenblase der Ära Schröder vor. Auf Euro und Cent berechnet er, was von dem Ersparten übrig bleibt, wenn's an die Auszahlung der Eichel-Förderung geht.
Drei Faktoren lassen die Summe schmelzen wie Schnee in der Sonne. Zum Ersten die Steuern. 2005 wurde von der Regierung beschlossen, dass die Rente bei der Auszahlung ab 2040 komplett versteuert werden muss. Die Steuersätze für die Rente sind zunächst niedrig, haben aber kaum Freibeträge und steigen dann steil an. Die Betriebsrente kommt obendrauf und liegt für die allermeisten damit bei einem Steuersatz von 25 bis 30 Prozent. Im Gegensatz zu einer privaten Rentenversicherung, bei der nur der Ertragsanteil versteuert wird, muss man für die gesamte Betriebsrente Steuern abführen.
Rentenausfälle und horrende Abzüge sind vorprogrammiert
Auch der zweite Nachteil wird gerne übersehen. Die Entgeltumwandlung reduziert das Bruttoeinkommen und damit die Sozialabgaben. Wer weniger Rentenbeitrag zahlt, bekommt jedoch später weniger gesetzlicher Rente ausgezahlt. Auch Arbeitslosen- und Krankengeld sinkt, weil es sich an der Höhe des Bruttogehalts orientiert. Die Ausfälle sind umso höher, je mehr die Rente steigt, die wiederum orientiert sich am Durchschnittslohn. Bei 200 Euro monatlicher Entgeltumwandlung kann sich das zu Rentenverlusten von gut 90 Euro im Monat aufsummieren.
Der dritte Punkt schließlich macht der Rendite endgültig den Garaus. Der Arbeitnehmer muss auf seine Betriebsrente die vollen Krankenkassenbeiträge zahlen, also nicht nur den kompletten Arbeitnehmer-, sondern auch den vollen Arbeitgeberbeitrag. Das macht zusammen mit dem vollen Pflegebeitrag knapp 18 Prozent. Und diese 18 Prozent hat fast niemand der Kunden auf der Rechnung.
Bernd Schmidt kann sich nicht erinnern, darauf hingewiesen worden zu sein. Auch den Kollegen von Myonic waren die horrenden Abzüge unbekannt