Hallo!
Ich möchte mich schonmal dafür bedanken, dass Sie sich die Zeit nehmen, meine etwas längere Frage zu lesen...im Moment gibt es wohl wichtigeres:) Ich muss leider etwas ausholen um meine Situation verständlich zu machen.
Ich habe bisher nirgendwo jemanden telefonisch erreicht, der mir helfen könnte.
Zu meiner Situation,ich bin 36 Jahre alt, gelernte Fachverkäuferin und seit 20 Jahren in der selben Firma angestellt.
Seit Juli letzten Jahres bin ich arbeitsunfähig, aufgrund einer Amphetaminsucht, die sich im Laufe der letzten 5 Jahre durch Überforderung etc.entwickelt hat.
Mein Arbeitgeber war sehr hilfsbereit und gab mir Zeit, das alles wieder auf die Reihe zu bekommen. Ich bin aktuell noch im Angestelltenverhältnis.
Ich bekam nirgends zeitnah einen Termin bei einem Psychologen also begann ich eine Therapie bei einer Psychotherapeutin, die ich selbst bezahlte.
Nach Ende der Lohnfortzahlung begannen bereits die ersten Probleme mit der Krankenkasse. Es kam am Telefon zu Unstimmigkeiten mit meinem Sachbearbeiter, der mich über den Grund der AU ausfragte und der Meinung war,das bringe so nichts, ich müsse eine Reha beantragen.
Zu diesem Zeitpunkt bezog ich Krankengeld erst in der 6. Woche.
Die KK forderte mich also zur Reha auf und dem bin ich innerhalb der 10 wöchigen Frist nachgekommen.
Ich selbst wollte nie eine stationäre Reha beantragen, da mein Umfeld und meine Familie eine sehr wichtige und unterstützende Rolle für mich hat und mir viel Rückhalt gibt.
Ich hatte nie das typische Umfeld, wo ich ständig mit Drogen in Kontakt komme, für mich war Amphetamin eine reine "Arbeitsdroge" um weiter zu funktionieren.
Entgiftet bin ich übrigens,bis auf einen Rückfall, bereits seit Oktober und seit dem auch regelmäßig in der Clean Gruppe der Suchtberatung, wo ich auch bald auf meine MPU vorbereitet werde.
Die DRV genehmigte eine stationäre Reha für Abhängigkeitskranke mit der Dauer von 6-26 Wochen, die ich am 30.3. antreten soll.
Ich hab mein komplettes Leben in den letzten 9 Monaten umgekrempelt.
Ich habe meine Wohnung gekündigt und bin zu meiner Mutter gezogen um Kosten zu sparen, damit ich die Therapie, die MPU etc finanzieren kann. Ich hab mein neues Auto verkauft. Ich habe mich sehr intensiv damit beschäftigt, Dinge aufzuarbeiten, die ich über Jahre ignoriert habe, Verluste geliebter Menschen, Überforderung mit meiner Position im Beruf usw...
Ich hab mich unglaublich viel mit der menschlichen Psyche beschäftigt und mindestens genauso viel mit dem Thema Ernährung und Naturheilkunde.
Ich ernähre mich inzwischen vegetarisch und interessiere mich sehr für die Tierpsychologie und Haltung, was mir in meinem Beruf sonst nie in den Sinn kam da ich gelernte Fleischerei Fachverkäuferin bin.
Kurzum, ich bin ein komplett anderer Mensch:)
In Absprache mit meinem Suchtberater habe ich die Klinik gebeten, meinen Platz anderweitig zu vergeben, da es auf keinen Fall von Vorteil ist, mich so lange aus meiner Umgebung raus zu holen, wo ich jetzt endlich wieder richtig "angekommen" und gefestigt bin.
Allerdings war mir zuerst nicht so bewusst, dass ich zuerst die KK hätte informieren müssen und ehrlich gesagt traue ich mich nicht dort anzurufen weil ich weiß wie mein Sachbearbeiter reagieren wird, da es ja schon einige Differenzen gab.
Ich würde gerne bald wieder arbeiten gehen, doch nicht mehr in meinem gelernten Beruf, weil ich einfach ein ganz anderes Denken darüber entwickelt habe und die Führungsposition aufgrund des ständigen Drucks auch nicht mehr möchte.
Daher denke ich an eine Neuorientierung,wobei mein Suchtberater mich unterstützt.
Nun endlich zu meiner eigentlichen Frage...
Ist es zum jetzigen Zeitpunkt möglich einen Antrag auf Teilhabe am Arbeitsleben zu stellen, anstatt die stationäre Reha anzutreten?
Ich möchte ja voran kommen und beruflich einen Neuanfang machen anstatt so lange in eine Klinik zu gehen und ich sehe mich einfach nicht als "typischen Abhängigkeitskranken". Außerdem habe ich ja noch meine Therapie und die Suchtberatung,was ich beides beibehalten möchte.
Ich rechne mit der Streichung des Krankengeldes, weil ich von der KK zur Reha aufgefordert wurde.
Was kann ich tun um die KK zu überzeugen, dass eine Reha einfach nicht das richtige ist?
Ich höre jetzt schon den Satz "wenn es Ihnen wieder gut geht, können Sie ja auch wieder arbeiten gehen" und hab wirklich Angst dort anzurufen.
Habe ich evtl sowas wie ein Recht auf eine Umschulung anhand der beschriebenen Hintergründe?
Das alles kann ich zur Zeit niemandem fragen, die Diakonie ist geschlossen und telefonisch erreicht habe ich auch noch niemanden, genauso wie beim zuständigen Träger, was ja im Moment auch verständlich ist aber ich weiß nicht weiter.
Der Zeitpunkt ist denkbar schlecht aber vielleicht kann mir ja hier jemand einen Tipp geben...
Vielen Dank fürs Lesen:)
Viele Grüße