Gerade komme ich von einer Rentenberatung und innerhalb 5 Minuten hat sich eine mehr als große Enttäuschung eingestellt.
Diskussionserprobt durch wöchentliche 'verbale Gefechte' -quasi Einer gegen den Rest der Welt- habe ich bisher standgehalten und die Fahne hochgehalten, wenn es um die Politik- und Politikerverdrossenheit, die Ungerechtigkeiten bei Zuwendungen aus öffentlichen Töpfen ging und ganz allgemein unser System zunehmend als ungerecht angeprangert wurde. Dennoch musste ich immer wieder, wenn auch nicht gerne, bestätigen, dass viel zu häufig die pauschalen Meinungen meiner Freunde durch konkrete Einzelfälle bestätigt wurden.
Aus dieser Grundsatzhaltung heraus sitzt die Enttäuschung tief, weil einer dieser Einzelfälle nun auch mich selber betrifft. Konkret:
1950 geboren, habe ich mit knapp über 50 meine Arbeit verloren. Seit 2003, also jetzt im 6. Jahr, bin ich zu Hause. Ich habe mich NICHT arbeitslos gemeldet. In den Jahren davor hatte ich relativ gut verdient, für das Alter war etwas zurückgelegt und außerdem war ich der festen Überzeugung, dass ich bald wieder eine entsprechende Aufgabe bekomme, schließlich wollte und konnte ich etwas.
In den ersten beiden Jahren musste ich dann realisieren, dass es auf das Wollen und Können alleine nicht ankommt. Fazit: Ich habe keine neue Anstellung gefunden. Trotzdem habe ich mich nicht arbeitslos gemeldet, weil ich eben nicht zu denen gehören wollte, die der Allgemeinheit auf der Tasche liegen; von Missbrauch will ich hier erst gar nicht reden.
Also habe ich mein Heil in der Selbständigkeit gesucht. Aber auch hier ist es nun leider so, dass es mehr als schwierig ist, sein Auskommen zu finden. Lange Rede kurzer Sinn: Zusätzlich zum Leben hat auch die Selbständigkeit an meinen Ersparnissen gezehrt.
Nach den Jahren ist nun festzustellen, dass meine Ersparnisse, eigentlich fürs Alter gedacht, nun fast aufgebraucht sind. Also habe ich mir gedacht, erkundige dich mal nach der Möglichkeit einer vorgezogenen Rente ab 60, die erforderlichen Pflichtjahr sind ja längst übererfüllt und trotz eventueller Abschläge wäre die verbleibende Rente zumindest sehr hilfreich.
Und so habe ich gerade erfahren, dass ich durch den Verzicht auf (damals noch 24 Monate) Arbeitslosengeld nicht nur einen nicht unerheblichen Betrag nicht 'mitgenommen' habe, sondern jetzt nochmals, damit doppelt, bestraft werde. Die vorgezogene Rente mit 60 -zumindest die einzige Option für mich- setzt nämlich voraus, dass ich vorher mind. 18 Monate arbeitslos war (das ließe sich, wenn's unbedingt sein muss, ja noch bewerkstelligen) UND dass ich vorher mindestens 8 Jahre Pflichtbeiträge entrichtet habe, wobei die Zeit 'beim Arbeitsamt' dort angerechnet würden.
Ich denke, dass ich als Arbeitsloser nicht auch noch von meinen Ersparnissen monatliche Rentenbeiträge bezahlen kann, ist vielleicht verständlich. Und so ist festzustellen, und das hat mich doch empfindlich getroffen, dass ich gerade dadurch, dass ich zurückliegend die Allgemeinheit nicht belastet habe, nun dafür bestraft werde. Offensichtlich liegen meine Freunde richtig, wenn sie immer wieder betonen, dass unser System vielleicht etwas mit Recht, aber nicht mit Gerechtigkeit zu tun hat.
Im Moment habe ich einfach die Hoffnung, dass es etwas gibt, was ich noch tun kann und dass ich diese (legale/n !) Möglichkeit/en hier erfahre. Ich will einfach nicht akzeptieren, dass das so sein soll und so richtig und das letzte Wort ist.
Insofern bedanke ich mich für jeden guten Rat und bitte darum, auf Beiträge wie 'selber schuld' und 'Dummheit muss bestraft werden' zu verzichten.