
Prof. Dr. Axel Börsch-Supan, Direktor Munich Center for the Economics of Aging
Berlin (dpa/sth). Wissenschaftler haben die Politik aufgefordert, vor den Problemen bei der Finanzierung der Rentenversicherung nicht die Augen zu verschließen. „Der demografische Wandel ist eben da", sagte Axel Börsch-Supan, bei dem die Federführung eines Gutachtens des Wissenschaftlichen Beirats beim Bundeswirtschaftsministerium lag, der eine Anhebung des Renteneintrittsalters auf 68 Jahre empfiehlt. Börsch-Supan sagte am Dienstag im ZDF-„heute journal", wie beim Klimawandel habe man sich lange gescheut, die Probleme ernst zu nehmen. Derzeit gingen 28 Prozent des Bundeshaushaltes in Rentenzahlungen. Wenn nichts passiere, könnte der Anteil bis auf die Hälfte steigen. „Das geht natürlich nicht gut", warnte der Direktor am Max-Planck-Institut für Sozialrecht und Sozialpolitik in München.
Der Altersvorsorgeexprte Bernd Raffelhüschen warnte: „Das Rentensystem steht vor dem Ruin." Der „Bild"-Zeitung (Mittwoch) sagte er: „Die Bundesregierung kann jetzt nur noch zwischen Pest und Cholera wählen: Entweder hebt sie die Beitragssätze für die Rentenkasse auf fast 28 Prozent an. Oder der Bundeszuschuss muss extrem wachsen." Wie auch immer sich die Politik entscheide: „Am Ende wird uns das Rentensystem um die Ohren fliegen", sagte der Ökonom von der Universität Freiburg.
Der Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Sebastian Dullien, sieht allerdings keine Notwendigkeit für eine jetzige Diskussion um ein höheres Renteneintrittsalter. „Mir ist nicht ersichtlich, warum man jetzt schon darüber reden sollte, was danach in den 2030er Jahren mit dem Renteneintrittsalter passiert. Ob jemand in den 2030ern einen Monat früher oder später in Rente gehen darf, muss niemand zur Planungssicherheit bereits heute wissen", sagte Dullien den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Mittwoch). Annahmen zur Entwicklung der Bevölkerung und Rente mit mehr als zehn Jahren Vorlaufzeit hätten sich in der Vergangenheit oft als falsch herausgestellt.