Altersvorsorge / 20.03.2023

Berufsunfähigkeit absichern: Es geht auch günstiger

Eine Versicherung gegen Berufsunfähigkeit (BU) ist wichtig, aber oft teuer. Fünf Tipps, wie Sie die Kosten sinnvoll im Rahmen halten.

Tablet mit dem Wort "Berufsunfähigkeit" auf dem Bildschirm, darauf liegt ein Stethoskop.

Inhalt

1. Versicherung frühzeitig abschließen

Das Alter beim Abschluss wirkt sich besonders auf die Höhe des Beitrags einer Berufsunfähigkeitsversicherung aus. Je niedriger, desto günstiger wird der Beitrag.

Beispiel: Schließt ein gesunder 20-Jähriger mit einem Bürojob eine Berufsunfähigkeitsversicherung ab mit einer monatlichen Rente von 1000 Euro, die bis zum 65. Lebensjahr läuft, dann betragen die Kosten der Berufsunfähigkeitsversicherung rund 26 Euro im Monat. Ein 30-Jähriger zahlt für vergleichbaren Schutz dagegen schon 30 bis 35 Euro monatlich. Für einen 40-Jährigen werden Kosten von rund 40 Euro an aufwärts fällig, wenn er sich mit einer Berufsunfähigkeitsversicherung absichern will. Und diese günstigeren Beiträge bei einem Einstieg als junger Mensch bleiben ein ganzes Leben lang.

Ein weiterer Vorteil, wenn die BU bereits als junger Mensch abgeschlossen wird: Risikozuschläge auf den Beitrag fallen seltener an, weil die Krankenakte meist dünner ist als bei älteren Menschen.

Günstigen Schüler-Tarif nutzen

Bei der Berufsunfähigkeitsversicherung werden die Beiträge auch nach der beruflichen Situation berechnet: Körperlich arbeitende Menschen zahlen mehr als Schreibtischarbeiter, Akademiker werden besser eingestuft als Menschen mit einer Ausbildung.

Natürlich kann man seinen Beruf nicht ändern, wenn man eine BU abschließen will. Aber man kann clever planen: Wer als Schülerin oder Schüler im Abschlussjahr weiß, dass er eine handwerkliche Ausbildung anfängt, der kann sich noch als Schüler versichern und ein Leben lang von den günstigen Schüler-Tarifen profitieren. Wer in der Oberstufe weiß, dass es in Richtung Lehramtsstudium mit einer sportlichen Ausrichtung geht, kann ebenfalls als Gymnasiast deutlich günstiger versichert werden als später im Studium.

Viele Versicherer bieten eine bessere Einstufung an, wenn zum Beispiel ein Handwerker oder eine Handwerkerin in den Innendienst an den Schreibtisch wechselt. Eine Verschlechterung der Berufsgruppe dagegen ist in der Regel ausgeschlossen.

Brutto-Beitrag im Blick behalten

Wer bei der Berufsunfähigkeitsversicherung einen Blick auf die Kosten wirft, bleibt meist am günstigeren Netto-Beitrag hängen: Das ist der sogenannte Zahlbeitrag, der nach Abzug der erwarteten Überschüsse fällig wird. Tatsächlich kann aber die Berufsunfähigkeitsversicherung sehr viel mehr kosten, wenn die Überschüsse nicht oder nicht in voller Höhe erwirtschaftet werden. Die Prämie kann dann schnell bis zum Brutto-Betrag ansteigen, der schon mal 50 Prozent höher sein kann als der Zahlbeitrag. Wer also die Kosten der Berufsunfähigkeitsversicherung realistisch einschätzen will, der sollte auch einen Blick auf den Bruttobeitrag werfen. Denn das ist der mögliche Höchstbeitrag.


2. Beitrag langsam steigern

Natürlich ist die Höhe der Absicherung entscheidend für die Kosten einer Berufsunfähigkeitsversicherung: Wer statt 1000 Euro 2000 Euro absichern möchte, der zahlt auch einen doppelt so hohen Beitrag. Gerade für jüngere Menschen ist die eigentlich gewünschte Rente daher kaum bezahlbar.

Allerdings lässt sich die Höhe der einmal gewählten Rente während der Vertragslaufzeit anpassen:

  • durch die Beitragsdynamik, mit der Beitrag und Rente Jahr für Jahr um einen vorher festgelegten Satz steigen
  • durch Nachversicherungsgarantien, die zum Beispiel bei einem Karrieresprung, bei einer Hochzeit oder auch bei einem Immobilienkauf eine Erhöhung der versicherten Rente ganz ohne erneute Gesundheitsprüfung erlauben.

Bei einem schmaleren Budget kann die Ausgangsrente also ruhig erst einmal etwas niedriger gewählt werden. Steigt das Einkommen, können Versicherte die Rente dann anpassen.

3. Finger weg von Koppelverträgen

Immer wieder werden vor allem jüngeren Menschen Berufsunfähigkeitsversicherungen angeboten, die mit einer Altersvorsorge gekoppelt sind – oft auch Basis- oder Rürup-Renten, bei denen dann mit Steuervorteilen geworben wird.

Die Folge: Die Kosten für den Gesamtvertrag steigen immens. Statt eine selbstständige Berufsunfähigkeitsversicherung mit vielleicht 40 oder 60 Euro monatlich bedienen zu müssen, wächst der Zahlbeitrag durch die Sparrate schnell mal auf 200 oder 250 Euro.

Besonders ärgerlich: Ein Entkoppeln der beiden Verträge ist in der Regel nicht möglich, wenn der Sparbeitrag gesenkt werden soll. In vielen Fällen werden diese Verträge dann nach ein paar Jahren gekündigt, weil die Kosten zu hoch werden – und damit wird der wichtige Schutz gegen Invalidität durch die Berufsunfähigkeitsversicherung aufs Spiel gesetzt.

4. Starter-Tarife prüfen

Es gibt die Möglichkeit für jüngere Menschen, die Kosten der Berufsunfähigkeitsversicherung sehr effizient zu senken – mit sogenannten Starter- oder Einsteigertarifen. Solche Tarife reduzieren in den ersten fünf bis teilweise sogar zwölf Jahren Vertragslaufzeit die Prämie deutlich, um rund 30 bis 50 Prozent. Der Versicherungsschutz bleibt voll erhalten und die Versicherungsbedingungen unterscheiden sich nicht von anderen Tarifen.

Allerdings steigen die Prämien nach Ablauf der Einsteiger-Frist an und liegen für die restliche Vertragslaufzeit über den regulären Beiträgen. Dadurch ergeben sich über die gesamte Vertragslaufzeit um ein bis drei Prozent höhere Beitragssummen. Je nach Vertrag können das einige hundert Euro sein oder auch mal eine vierstellige Summe. Dennoch sind die Einsteiger-Tarife eine Überlegung wert, wenn die Kosten der Berufsunfähigkeitsversicherung gerade in den ersten Berufsjahren so gering wie möglich gehalten werden sollen.

5. Besser nicht an der Laufzeit sparen

Eine Berufsunfähigkeitsversicherung zahlt nur bis zu dem vereinbarten Alter. Und die Laufzeit der Berufsunfähigkeitsversicherung ist ein weiterer gewichtiger Kostenfaktor. Wer zum Beispiel von seiner Versicherung Geld bekommen will, bis er 67 Jahre alt ist und Anspruch auf gesetzliche Rente hat, zahlt bis zu 20 Prozent mehr Beitrag als jemand, der sich nur bis 65 absichert.

Trotzdem sollte das nicht dazu führen, dass die Rentenlaufzeit zu kurz gewählt wird. Die späten Berufsjahre sind die Jahre, in denen das Risiko einer Berufsunfähigkeit besonders hoch ist. Denn eine zu kurze Laufzeit kann existenzgefährdend sein: Schon bei einer Rente von nur 1500 Euro im Monat fallen bei einer Berufsunfähigkeit zwischen dem 60. und dem 67. Geburtstag Rentenzahlungen in Höhe von 126.000 Euro an. Endet die Rentenzahlung mit 60 Jahren, während die Berufsunfähigkeit fortbesteht, fällt dieses Einkommen ersatzlos weg. Und kaum jemand wird das aus eigenen Mitteln ersetzen können – vor allem nicht, wenn er bereits Jahre vorher berufsunfähig war.

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Autor

Oliver Mest