
Düsseldorf (sth). Männer in Deutschland bekommen mehr als doppelt so hohe Einkommen aus der Alterssicherung wie Frauen. Das zeigt sich, wenn man die gesetzliche Rente, die Betriebsrente und die private Altersvorsorge zusammen betrachtet, wie aus einer aktuellen Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) hervorgeht. Der sogenannte Gender Pension Gap (Geschlechterlücke bei den Alterseinkünften, d. Red.) liege dann insgesamt bei 53 Prozent. Im europäischen Vergleich sei diese Lücke nur in Luxemburg noch etwas größer. Das WSI gehört zur gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung (siehe auch Link unten).
Hauptgrund der Rentenkluft zwischen den Geschlechtern ist nach Angaben der Studienautoren vor allem die immer noch weit verbreitete traditionelle Arbeitsteilung, die zu geringeren Rentenansprüchen von Frauen führe: "Berufstätige Frauen nehmen häufiger Auszeiten für die Kindererziehung oder Pflege von Angehörigen, arbeiten öfter in Teilzeit, werden im Schnitt schlechter bezahlt". Während 85 Prozent der männlichen Rentner in den alten Bundesländern auf mindestens 30 Versicherungsjahre kämen, seien es bei den Rentnerinnen nur 45 Prozent. Zudem sammelten Frauen pro Versicherungsjahr nur rund 75 Prozent der Rentenansprüche von Männern, heißt es in der Studie.
Gesetzliche Rente hat soziale Ausgleichsmechanismen
Zwar seien – wie in allen Bereichen der Altersvorsorge – auch in der gesetzlichen Rente die eigenen Ansprüche von Frauen weit niedriger als die von Männern, schreiben die WSI-Wissenschaftler Christina Klenner und Alexandra Wagner sowie Peter Sopp vom Forschungsteam Internationaler Arbeitsmarkt in Berlin. "Doch bietet die gesetzliche Rentenversicherung Mechanismen des sozialen Ausgleichs zugunsten von Frauen." So würden etwa Phasen der Kindererziehung rentensteigernd anerkannt. Männer hätten dennoch 2015 im Schnitt eine gesetzliche Monatsrente von 1.154 Euro erhalten, Frauen von nur 634 Euro – "eine Differenz von 45 Prozent", wie die Studie feststellt.
Noch größer ist der prozentuale Abstand laut Studie bei Betriebsrenten in der Privatwirtschaft - mit 240 Euro für Frauen und 593 Euro für Männer. Nur sieben Prozent der Rentnerinnen, aber 26 Prozent der Rentner hätten überhaupt eigene Ansprüche aus der betrieblichen Altersversorgung. Aus der privaten Altersvorsorge bekommen demnach derzeit fünf Prozent der Männer und zwei Prozent der Frauen Geld: Frauen im Schnitt 311 Euro, Männer 485 Euro.
Allmählich Fortschritte erkennbar
Allmählich sind der Studie zufolge immerhin "Fortschritte erkennbar: Der Abstand zu den Alterseinkommen der Männer nimmt von Jahr zu Jahr etwas ab, weil immer mehr Frauen erwerbstätig sind und Sorgearbeit mittlerweile zum Teil bei der Rente honoriert wird", erkennen die Wissenschaftler an. Allerdings werde die Differenz auch deshalb kleiner, weil die Alterseinkünfte der Männer tendenziell sinken würden. Bis zur vollständigen Gleichstellung sei es aber "noch ein weiter Weg".
Angesichts der auch weiterhin bestehenden Altersvorsorgelücke zwischen den Geschlechtern sei es für Frauen "besonders wichtig, die gesetzliche Rente zu stärken", fordern die Forscherinnen. Denn viele Frauen hätten keine oder nur niedrige Einkünfte aus der betrieblichen und privaten Altersvorsorge. „Gerade für Frauen gilt, dass sie Rentenverluste bei der ersten Säule, der gesetzlichen Rente, kaum anderweitig kompensieren könnten“, sagt WSI-Expertin Christina Klenner.
Link zur WSI-Studie "Alterseinkommen von Frauen und Männern" (im pdf-Format)