Rente / 09.05.2023

Jüngere Paare gehen eher getrennt in Rente als ältere

IW-Studie: Vor der Anhebung der Altersgrenze auf 67 suchten Frauen und Männer stärker einen gemeinsamen Rentenbeginn als heute.

Rentnerpaar schaut ernst auf ein Notebook. Bild: IMAGO / Westend61 / imago stock&people

Köln (sth). Die schrittweise Anhebung der Altersgrenze auf 67 Jahre hat das Renteneintrittsverhalten unterschiedlich alter Partner bei Paaren offenbar deutlich verändert. Das geht aus einer jetzt veröffentlichten Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) hervor. Demnach lässt sich seit der ersten Stufe der Altersgrenzenerhöhung im Jahr 2012 ein neues Muster der Partner beim Übergang in die Rente beobachten: Während bei vor 1947 geborenen Paaren der jüngere Partner - meist die Frau - oft einen etwa zeitgleichen Renteneintritt mit dem bis nahe der Regelaltersgrenze arbeitenden (älteren) Mann suchte, gehen seit einem Jahrzehnt die jüngeren Partner tendenziell später in Rente.

Das veränderte Verhalten lasse "die Vermutung zu, dass für die Generation der ab 1947 Geborenen die Regelaltersgrenze eine stärkere Orientierung bietet" und der mit einer längeren Erwerbsbiografie verbundene höhere Rentenanspruch "über den Wunsch nach einem gemeinsamen Renteneintritt als Paar dominiert". Ob diese Orientierung an der - steigenden - Regelaltersgrenze finanzielle Gründe hat, durch Menschen in ähnlicher Situation als "soziale Norm" verursacht wird oder am Spaß an der Arbeit liegt, wurde IW-Forscherin Ruth Schüler zufolge nicht untersucht.

Gestiegene Erwerbsbeteiligung von Frauen

Als Erklärung für das veränderte Interesse von (Ehe)-Partnern an einem zeitlich ähnlichen Rentenbeginn komme auch die gestiegene Erwerbsbeteiligung von Frauen in Frage, heißt es in der Studie weiter, "im Besonderen von Frauen zwischen 50 und 65 Jahren". Da immer mehr Frauen eine Hochschulausbildung hätten, sei zu erwarten, dass sie ihre Arbeitsbeteiligung vor allem auch im letzten Abschnitt des Erwerbslebens weiter ausbauen wollten.

Mit einem späteren Ruhestand seien zudem höhere Beschäftigungs- und Einkommenschancen verbunden, so die Studie. Analysen zur Anhebung der Regelaltersgrenze und zur abschlagsfreien Rente für besonders langjährig Versicherte wiesen darüber hinaus darauf hin, "dass diese Reformen nicht ursächlich für die Verhaltensänderungen" seien. Daraus lasse sich schließen, dass die beobachteten Verhaltensänderungen eher auf einen Altersgruppen- als auf einen Reformeffekt zurückgingen, schreibt die IW-Expertin.

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Autor

Stefan Thissen