Rente / 04.01.2022

Renten in 20 Jahren stärker gestiegen als die Inflation

Die Kaufkraft der Rentner hat sich seit der Jahrtausendwende gut entwickelt – vor allem dank der letzten Jahre.

Rentnerpaar schaut am Küchentisch zusammen Dokumente an. Bild: IMAGO / Panthermedia / WavebreakmediaMicro

München (). Die Renten sind seit der Jahrtausendwende stärker gestiegen als die Inflation. Dies geht aus einer Auswertung der deutschen Rentenversicherung (DRV) hervor, die ihre-vorsorge.de vorliegt. Demnach erhöhten sich die Verbraucherpreise zwischen 2000 und 2020 um 32,4 Prozent. Die Brutto-Standardrente legte in diesem Zeitraum im Westen um 37,6 Prozent und im Osten um 53,8 Prozent zu.

Schaut man noch weiter zurück, bis ins Jahr 1957, als die umlagefinanzierte Rentenversicherung eingeführt wurde, hätten sich „die Renten ganz deutlich erhöht. Auch real – also bereinigt um die Preisentwicklung – ist die Standardrente immerhin rund zweieinhalbmal so hoch wie 1957“, sagte ein Sprecher der DRV auf Anfrage von ihre-vorsorge.de.

Bei der Berechnung der Standardrente wird unterstellt, dass eine fiktive Person 45 Jahre lang jedes Jahr genau durchschnittlich verdient und entsprechend Rentenbeiträge zahlt. Diese Standardrente beläuft sich derzeit in den alten Bundesländern auf 1.538,55 Euro und 1.506,15 Euro in den neuen Ländern vor Abzug der Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung und vor Zahlung von Steuern. 1957 hatte die Standardrente laut DRV noch bei etwa 240 DM gelegen, also knapp 125 Euro. Von den errechneten Steigerungen profitierten laut DRV aber auch die Rentnerinnen und Rentner, die weniger als 45 Beitragsjahre haben.

Finanzkrise und Rezession sorgen für Dämpfer

Die neue Auswertung, über die zunächst die Süddeutsche Zeitung berichtete, zeigt: Von 2000 bis 2010 war die Inflation höher als der Anstieg der Renten. In diesem Zeitraum legte die Inflation um 16,6 Prozent zu. Die Standardrente erhöhte sich von 2000 bis 2010 im Westen um 9,5 Prozent und im Osten um 11,7 Prozent. Das lag nicht zuletzt an den Rentenreformen nach der Jahrtausendwende und der Finanzkrise mit der darauffolgenden wirtschaftlichen Rezession, was auf die Löhne und damit auch auf die jährlichen Rentenanpassungen drückte.

Umgekehrt sah es im zurückliegenden Jahrzehnt aus: Von 2010 bis 2020 wuchs die Inflation um 13,5 Prozent. Die Standardrente stieg in dieser Zeit im Westen um 25,7 Prozent und im Osten um 37,7 Prozent. In dieser Phase lief die Konjunktur in Deutschland gut, die Anzahl der Beschäftigten und Beitragszahler legte deutlich zu, und davon profitierten auch die Löhne und die Renten.

2022 geht es wieder aufwärts

Das Jahr 2021, das die DRV in ihrer Auswertung noch nicht berücksichtigt hat, wird die Bilanz allerdings verschlechtern. Denn für West-Rentner gab es im vergangenen Jahr eine Nullrunde, für Ost-Rentner ein Plus von lediglich 0,72 Prozent. Die Inflationsrate allerdings dürfte sich – nach dem starken Anstieg in den vergangenen Monaten auf bis zu 5,2 Prozent – bei um die drei Prozent im Jahresvergleich einpendeln. Die Rentnerinnen und Rentner haben somit 2021 deutlich an Kaufkraft verloren.

2022 könnte es schon wieder besser aussehen, sollten sich die Prognosen bewahrheiten: Die Bundesregierung rechnet in diesem Jahr nach vorläufigen Berechnungen mit einer Rentenerhöhung von 4,4 Prozent. Ökonomen erwarten hingegen, dass die jährliche Inflationsrate im neuen Jahr wieder auf unter drei Prozent fallen wird.

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Autor

Thomas Öchsner