
Berlin (sth). Im vergangenen Jahr haben wieder mehr Menschen erstmals eine Rente wegen Erwerbsminderung (EM-Rente) aufgrund einer psychischen Erkrankung bekommen. Rund 73.000 Frauen und Männer mussten laut aktuellen Daten der Deutschen Rentenversicherung (DRV), die ihre-vorsorge.de vorliegen, vorzeitig wegen Angststörungen, Depressionen, Alkohol- oder Medikamentenabhängigkeit aus dem Erwerbsleben ausscheiden. Dadurch erhielten knapp 5.700 psychisch Kranke mehr ihre erste Rente als 2019. Der Anteil der Neurenten wegen einer psychischen Erkrankung sank den DRV-Angaben zufolge im Vorjahr jedoch wegen einer insgesamt gestiegenen Zahl von Frührentnern leicht von 41,7 auf 41,5 Prozent.
Nach dem bisherigen Höchststand bei der Zahl psychisch bedingter neuer EM-Renten im Jahr 2013 (mehr als 74.700) war dieser Befund in den vergangenen Jahren etwas seltener festgestellt worden. Nach einem deutlichen Rückgang zwischen 2018 und 2019 – von knapp 71.700 auf etwa 67.300 – kletterte die Zahl der psychisch erkrankten Frührentnerinnen und -rentner zuletzt jedoch wieder um etwa 8,4 Prozent. Im Jahr 2000 hatten erst rund 51.500 Menschen erstmals eine EM-Rente wegen einer psychischen Erkrankung erhalten.
Grund für den langfristig festzustellenden Aufwärtstrend bei den psychischen Erkrankungen sei, dass sie immer häufiger erkannt und diagnostiziert würden, sagte der Vorsitzende der Vertreterversammlung der DRV Bund, Rüdiger Herrmann, nach Angaben der Nachrichtenagentur dpa. Gleichzeitig sei die Stigmatisierung in der Gesellschaft bei dem Thema rückläufig. Psychische Erkrankungen würden heute von Betroffenen eher offenbart, erklärte der ärztliche Direktor beim Reha-Zentrum Seehof, Volker Köllner. Die DRV bietet nach eigenen Angaben verstärkt spezifische medizinische Rehabilitationen für Versicherte mit psychischen Erkrankungen an.