
München (tö/sth). Immer mehr Rentenversicherte zahlen freiwillige Beiträge, um die bei einem vorzeitigen Rentenbeginn anfallenden Rentenabschläge auszugleichen. Laut aktuellen Daten der Deutschen Rentenversicherung (DRV), die ihre-vorsorge.de vorliegen, ist die Zahl der für diesen Zweck gezahlten Beiträge im Jahr 2020 auf mehr als 35.000 gestiegen. 2019 hatten knapp 26.000 Versicherte solche Sonderzahlungen an die Rentenkasse geleistet, im Jahr 2010 erst 1800. Rentenexperten rechnen damit, dass die freiwilligen Zahlungen von Sonderbeiträgen in den nächsten Jahren noch deutlich weiter zunehmen werden, weil der Rentenbeitrag mit 18,6 Prozent derzeit noch vergleichsweise niedrig ist, die Sonderzahlungen als sehr rentabel gelten und sich damit auch Steuern sparen lassen.
Auslöser für den Boom sind vor allem gesetzliche Verbesserungen: Seit 1. Juli 2017 kann man auch ab dem 50. Lebensjahr die Ausgleichszahlungen leisten. Vorher war dies erst ab dem 55. Lebensjahr möglich. Diese Änderung spiegelt sich auch in den Zahlen der DRV Bund wider. So waren laut dem im Herbst 2021 erschienenen DRV-Jahresbericht unter den Ausgleichszahlern des Jahres 2019 etwa 4800 Versicherte im Alter von 50 bis 54 Jahren. Sie zahlten insgesamt 414,9 Millionen Euro ein – das waren bei den genau 25.839 Einzahlern des Jahres 2019 im Durchschnitt etwa 16.000 Euro im Jahr. Ein Jahr später stieg die Höhe der Einzahlungen für Sonderbeiträge bereits auf 573,4 Millionen Euro – ein Plus von 38 Prozent gegenüber 2019.
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Abschläge können monatlich bis zu 200 Euro ausmachen
Wer vorzeitig in Altersrente geht, muss Abschläge von seiner Rente in Kauf nehmen. Diese belaufen sich auf 0,3 Prozent je Monat. Maximal betragen die Abschläge damit 14,4 Prozent für 48 Monate bei einem Renteneintritt mit 63 statt mit künftig 67 Jahren. Diese Abschläge können bei Rentnern mit einer überdurchschnittlich hohen Rente durchaus mehr als 200 Euro monatlich betragen. Im Durchschnitt sind sie aber niedriger. In den alten Bundesländern lag die Höhe der Abschläge für Neurentner, die 2020 vorzeitig in den Ruhestand gegangen sind, bei durchschnittlich 126 Euro für Männer, bei den Frauen. waren es 86 Euro. In den neuen Bundesländern betrugen die Werte 104 (Männer) und 105 Euro (Frauen).
Der Abkauf von Abschlägen kann zwar mehrere zehntausende Euro kosten. Trotzdem wird diese Form der Sonderzahlungen, nicht zuletzt bei Gutverdienern, immer beliebter, weil sich diese Einzahlungen idealerweise über mehrere Jahre gestreckt bis zu gewissen Höchstgrenzen als Altersvorsorgeaufwendungen steuermindernd in der Steuererklärung angeben lassen. Außerdem zeigen Berechnungen, dass sich Beitragszahlungen in die gesetzliche Rentenversicherung durchaus lohnen und damit hochgerechnet Renditen von etwa zwei bis drei Prozent möglich sind. Bevor Versicherte Extrazahlungen leisten, sollten sie sich aber von der Rentenversicherung beraten lassen und dabei alle Details klären.