
Wer sich als Schulabgänger für Recht interessiert, der kennt das Jurastudium. Weniger bekannt ist der duale Studiengang "Bachelor of Laws im Sozialversicherungsrecht" der Deutschen Rentenversicherung (DRV). "Das ist schade" findet Jörg Riefer, Personalreferent und Ausbildungsleiter bei der Deutschen Rentenversicherung Saarland. Im Interview mit ihre-vorsorge.de erklärt er, für wen sich der Studiengang eignet und was Absolventen später erwartet.
Wie kann man sich ein Bachelor-Studium bei der DRV vorstellen?
Riefer: Der Bachelorstudiengang dauert drei Jahre. Er ist ein dualer Studiengang – er besteht also aus Theorie- und Praxisbausteinen. Die Praxis wird in den jeweiligen Häusern vermittelt, die Theorie in der Regel an einer der Hochschulen für öffentliche Verwaltung in Deutschland. Die DRV Saarland arbeitet beispielsweise mit der Hochschule für öffentliche Verwaltung in Berlin zusammen. Insgesamt vier Mal während des Studiums leben und lernen unsere Studierenden für eine Zeit in Berlin. Den Studenten gefällt das.
Und was wird im Studium vermittelt?
Riefer: Mehr als 60 Prozent des Studiums ist rechtswissenschaftlich ausgerichtet. Unser Studium ist im Vergleich zum Jurastudium fachspezifischer aufgestellt. Schwerpunkte sind das Sozialversicherungsrecht, die Verwaltungs- und Wirtschaftswissenschaften. Zunehmend werden aber auch IT-Fragen wichtig. Das duale Studium bringt es mit sich, dass unsere Studenten diese Gebiete nicht nur theoretisch kennenlernen, sondern auch ganz praktisch. Und weil wir im Alltag viel mit Bürgern zu tun haben, spielen kommunikative Studieninhalte ebenfalls eine große Rolle – etwa die Sozialpsychologie.
Studenten müssen das Sozialversicherungsrecht Bürgern erklären können …
Riefer: Nicht nur das: Oft kommen Bürger ja nicht erst zu uns, wenn Sie eine Altersrente beantragen, sondern wenn sie sich in einer schwierigen Situation befinden. Etwa, wenn sie krankheitsbedingt ihren Beruf nicht mehr ausüben können, eine Reha brauchen, Unterstützung bei Wiedereingliederungsmaßnahmen suchen oder weil sie eine Waisen- oder Witwenrente beantragen. Das sind lebensentscheidende Phasen. Unsere Sachbearbeiter lernen, solche Menschen in ihrer Lebenssituation abzuholen.
Was sich viele zudem nicht vorstellen können: Es gibt Menschen, die in ihrem Leben kaum Kontakt mit Behörden hatten. Ihnen müssen wir die Schwellenangst nehmen. Kommunikative Fähigkeiten sind für unsere Bachelors wichtig.
Was sollten Bewerber noch mitbringen?
Riefer: Sie sollten mindestens befriedigende schulische Leistungen vorweisen können. Auch wenn heutzutage der Computer die Rente berechnet, ist ein gewisses mathematisches Verständnis von Vorteil. Die Grundrechenarten sollte man beherrschen. Bei uns bewerben sich vor allem Schulabgänger, die das Interesse mitbringen, geschriebenes Recht in der Praxis anzuwenden.
Bei so viel Recht im Studium ist die Durchfaller-Quote hoch, oder?
Riefer: Nein. Wir lehren in Kleingruppen und bereiten unsere Studenten gut vor. Die Quote ist gering.
Wie geht es nach der Prüfung weiter, welche Tätigkeitsfelder warten auf die Bachelors?
Riefer: Der Einstieg erfolgt über die Rentensachbearbeitung. Aber da ja der Studierende mit dem Bachelor die Befähigung für die Laufbahn des gehobenen Dienstes erworben hat, steht ihm später die komplette Bandbreite der Tätigkeiten in der Rentenversicherung offen: Auskunfts- und Beratungsdienst, Personalverwaltung, Rentenrecht, Reha, Betriebsprüfdienst. Die Möglichkeiten, die Studierenden durch das Bachelor-Studium geboten werden, sind sehr vielfältig.
Und die Bezahlung?
Riefer: Während des Studiums zahlen wir im Saarland eine monatliche Vergütung von ca. 1170 € brutto. Die Besoldungsgruppen nach der Ausbildung reichen von A9 bis A13. Ich finde für die Sicherheit, die der öffentliche Dienst bietet, bezahlt er ordentlich. Zudem ist die Bezahlung transparent. Für gleiche Arbeit wird gleicher Lohn bezahlt. Beim Lohn kommt es nicht auf das Verhandlungsgeschick an, wie manchmal in der Privatwirtschaft.
Was ist mit Weiterbildungsmöglichkeiten?
Riefer: Weiterbildung ist uns wichtig. Hier haben wir auch einen Vorteil gegenüber einigen privatwirtschaftlichen Arbeitgebern: Wer eine Fortbildung braucht, bekommt sie, zahlt keinen Eigenanteil und wird freigestellt.
Mit welchen Vorteilen werben Sie noch?
Riefer: Sicherheit und Planbarkeit: Wer bei der Rentenversicherung anfängt, wird unbefristet angestellt.
Würden Sie sagen, der öffentliche Dienst ist ein attraktiver Arbeitergeber?
Riefer: Ja und nicht nur ich – auch Studenten sehen das so. Das zeigt eine aktuelle Studie einer Unternehmensberatung. Vor allem dann, wenn Eltern positive Erfahrungen mit dem öffentlichen Dienst als Arbeitgeber haben, bewerben sich ihre Kinder bei uns.
Meine Erfahrung: Wer einmal bei uns anfängt, dem gefällt es. Viele unserer jungen Talente sagen, dass sie überrascht sind, wie vielfältig das duale Studium bei der Rentenversicherung ist.