
Bad Homburg (sth). Erst vor wenigen Wochen hat ein neuer Report der Rentenversicherung die stark gestiegene Bedeutung von Zuwanderern für das deutsche Rentensystem betont. Doch auch eine bisher kaum beachtete Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) für die noch bis März arbeitende Rentenkommission der Bundesregierung bestätigt den zunehmenden Einfluss von ausländischen Beitragszahlern auf die Stabilität der Rentenversicherung. Vor allem durch die Osterweiterung der Europäischen Union (EU) seit Mitte der Nuller-Jahre würden "der deutsche Arbeitsmarkt und das Rentensystem profitieren", stellt das 57-seitige Papier fest.
Das Gutachten des bei der Bundesagentur für Arbeit angesiedelten IAB sollte untersuchen, ob die Einwanderung nach Deutschland in den vergangenen 15 Jahren "einen Beitrag dazu leisten kann, das deutsche Rentensystem zu entlasten und den Beitragssatz in der gesetzlichen Rentenversicherung zu stabilisieren". Um das Ergebnis vorwegzunehmen: Es kann. Allerdings halte sich ein erheblicher Anteil der Zuzügler "nur temporär in Deutschland auf", schränkt die von sechs IAB-Forschern verfasste Expertise ein. Dies mache es schwieriger, das Beschäftigungspotenzial, aber auch den Zeitraum der Beitragszahlung und den Umfang des Leistungsbezugs der Zuwanderer zu berechnen.
Polarisierung unter den Zuwanderergruppen
Um die langfristige Bedeutung der Zuwanderer für das deutsche Rentensystem richtig einschätzen zu können, untersuchten die Wissenschaftler vor allem deren Bildungshintergrund, ihre aktuelle Beschäftigungssituation und die voraussichtliche Dauer ihres Aufenthalts in Deutschland. Je schneller und länger sich die Ausländer auf dem deutschen Arbeitsmarkt integrieren und Rentenbeiträge zahlen, desto höhere Einnahmen verbucht die Rentenversicherung und um so höher sind die späteren Rentenansprüche der Zuwanderer. Das wichtigste Ergebnis der IAB-Studie: Unter den seit 2005 nach Deutschland Zugewanderten befinde sich einerseits ein überdurchschnittlicher Anteil "mit akademischem Abschluss", andererseits sei aber ein ebenfalls überdurchschnittlicher Anteil "ohne Berufsabschluss".
Diese "Polarisierung" verstärke sich nach der Ankunft der Zuwanderer in Deutschland noch, so die Erkenntnis der Forscher. Denn besonders diejenigen Ausländer, die bereits vorher eine berufliche Qualifikation erworben hätten, würden sich hierzulande oft noch weiter qualifizieren, aber auch überdurchschnittlich oft das Land nach einigen Jahren wieder verlassen. Eine erhöhte Abwanderungstendenz sei auch bei den gering qualifizierten Ausländern zu beobachten, so die IAB-Wissenschaftler. Aus ihrer Sicht müsste es mit Blick auf das Rentensystem deshalb ein vorrangiges Ziel der deutschen Einwanderungspolitik sein, "die hohe Fortzugsrate nach unten zu drücken" und qualifizierten Zuwanderern "die Fortsetzung ihres Aufenthalts attraktiv zu machen".
www.verlaesslicher-generationenvertrag.de
Studie des IAB zur Bedeutung der Zuwanderung für die Rentenversicherung im Auftrag der Rentenkommission "Verlässlicher Generationenvertrag" (pdf)