
Bad Homburg (kjs/IW). Nach den Daten des Statistischen Bundesamtes beeinflusst vor allem die soziale Herkunft die Lebenssituation von Kindern. Wenn Eltern Abitur oder Hochschulabschluss haben, gehen ihre Kinder mit hoher Wahrscheinlichkeit auf ein Gymnasium. Kinder, deren Eltern einen Hauptschul- oder allgemeinbildenden Abschluss haben, besuchen dagegen überwiegend die Hauptschule, so das Ergebnis des neuen Datenreports.
Die Bildungspolitik der vergangenen Jahre hat die Situation verbessert. Sie hat Ganztagsschulen ausgebaut, Bildungsstandards eingeführt und die frühkindliche Förderung gestärkt. Die Bemühungen zeigen erste Erfolge: In den PISA-Studien ist der Einfluss der sozialen Herkunft heute geringer als im Jahr 2000, aber immer noch zu hoch.
Mehr Studierende, aber ungleich verteilt
Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigen zudem, dass immer mehr Menschen studieren. So haben im Jahr 2000 nur rund 19 Prozent aller 25- bis 35-Jährigen aus Nichtakademikerhaushalten studiert oder hatten ihren Hochschulabschluss bereits in der Tasche. Im Jahr 2016 waren es bereits 28 Prozent.
Allerdings ist der Abstand zu Akademikerhaushalten nach wie hoch. Bei ihnen haben 2016 rund 64 Prozent 25- bis 35-Jährigen studiert oder waren bereits fertig.
Investitionen rechnen sich
Bund und Länder müssen also die Bildungsmobilität erhöhen. Zum einen müssen sich geflüchtete Kinder und Jugendliche in Kitas und Schulen besser qualifizieren, um gute Chancen auf eine Ausbildung oder ein Studium zu haben. Der Nutzen solcher Anstrengungen dürfte mittelfristig die Kosten überkompensieren.
Vor allem in Kitas müssen die Länder für bessere Betreuung sorgen und zusätzliche Plätze schaffen. Es fehlen rund 273.000 Plätze für Unter-Dreijährige. Zum anderen ist auch bei Ganztagsschulen noch einiges zu tun. Die Schulen bieten grundsätzlich die Möglichkeit, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf für Alleinerziehende zu erleichtern und Kinder aus sogenannten bildungsfernen Haushalten gezielter zu unterstützen. Allerdings fehlen gute Rahmenbedingungen für die Schulen.
Um die Qualität des Bildungssystems zu erhöhen, brauchen die Länder Bildungsstandards und Vergleichsarbeiten, aber auch mehr Autonomie für Schulen, um einen Qualitätswettbewerb zu ermöglichen. Hamburg hat hier schon Erfahrungen gesammelt, die zeigen, dass sich so die Bildungsarmut unter Schülern verringern lässt.
Basisbildung breit fördern
Letztendlich muss der Staat die Grundbildung fördern. Lesen und Schreiben sind die Vorrausetzungen für eine gesellschaftliche Teilhabe. Immerhin haben Bund und Länder bereits die Dekade der Alphabetisierung ausgerufen, um so Lese- und Schreibfähigkeiten von Erwachsenen zu verbessern.
Dringend benötigt werden aber auch Angebote der arbeitsplatzbezogenen Grundbildung, denn die Digitalisierung der Wirtschaft erhöht die Anforderungen an die Beschäftigten. Das IW geht davon aus, dass eine wirksame Bildungsoffensive rund 12 Milliarden Euro jährlich kosten würde.