Rente / 10.04.2019

Chat mit der Rentenversicherung

Beratung in Sachen Rente und Altersvorsorge persönlich und sicher – das geht auch per Videochat. Und "öko" ist es auch.

Bild zum Thema: Chat mit der Rentenversicherung. Es zeigt einen Senioren, der vor einem Computerbildschirm sitzt.

 

Stuttgart (mjj). Mitarbeiter, Fahrtzeit, Räumlichkeiten – Beratung im ländlichen Raum ist teuer, weil verhältnismäßig hohe Kosten auf wenige Beratungen treffen. Angebote der Rentenversicherung sollen zudem wirtschaftlich sein. Da macht es auf den ersten Blick Sinn, das Beratungsangebot auf dem Land auszudünnen.

Das sieht Andreas Schwarz, Vorsitzender der Geschäftsführung der DRV Baden-Württemberg, ganz anders. Und er hat gute Argumente. "Wenn wir keine Beratung im ländlichen Raum anbieten, muss der Kunde zu uns kommen. Wir verschieben lediglich den Aufwand und die Kosten auf unsere Versicherten", schildert Schwarz anlässlich des Sozialpolitischen Arbeitskreises, einer Diskussionsveranstaltung für aktuelle Renten-Themen vergangene Woche.

Kosten, Zeit und Treibhausgase sparen

Die DRV Baden-Württemberg hat für die Stadt Ludwigsburg Modellrechnungen angestellt. Würde man den Beratungsbedarf der Ludwigsburger Versicherten nur noch über das Haupthaus in Stuttgart bearbeiten, entsteht dort ein Mehrbedarf von sieben Terminen pro Woche.

Legt man durchschnittliche Anfahrtswege zu Grunde, summieren sich die Fahrtkosten auf Kundenseite auf 4.200 Euro und 350 Stunden an Wegezeiten. Und – in Zeiten des Klimawandels nicht unwichtig – fallen zwei Tonnen Treibhausgase an.

Der Kostenaufwand für die Kunden ließe sich auf 2.520 Euro und 233 Stunden für die Wege reduzieren, wenn die DRV Baden-Württemberg zusätzliche Beratungstermine in Ludwigsburg anbietet. Allerdings würde sie ihre Bilanz mit 1.310 Euro Fahrtkosten und 33 Stunden für Wege belasten. Aber: Die Summe der Treibhausgase könnte man so auf 1,35 Tonnen senken. "Diese Variante ist volkswirtschaftlich ausgewogener und günstiger", resümiert Schwarz.

Beratung per Videochat

Doch es geht noch effizienter: mit Videoberatung. Versicherte nutzen Computer und Kamera in einem Gemeindebüro und werden von dort mit einem Berater der DRV Baden-Württemberg verbunden. Der Aufwand auf Kundenseite bleibt gleich, aber Fahrtkosten und Wegezeiten auf der Seite der Rentenversicherung entfallen. Die Ökobilanz freut es: nur noch 1,2 Tonnen Treibhausgase gelangen in die Atmosphäre. Und was die Rentenversicherung spart, kommt der Solidargemeinschaft zugute. "Die entfallenen Wegezeiten könnte man in 66 zusätzliche Videoberatungstermine investieren", rechnet der Rentenfachmann vor.

Derzeit bietet die DRV BW Videoberatung in Ludwigsburg, Berglen und Mosbach an. Dazu müssen sich Versicherte mit einem Ausweis zu einem festen Termin in den jeweiligen Rathäusern einfinden. Die Übertragung erfolgt verschlüsselt, um Datenschutz und Datensicherheit zu gewährleisten. Ob Kontenklärung, Altersvorsorge, Reha oder Rente - alle Themen lassen sich dann online besprechen. Im Gespräch kann der Berater sogar die Bildschirmansicht mit dem Versicherten teilen, um einen Einblick in die gespeicherten Daten zu geben.

Andreas Schwarz geht es nicht nur um nackte Zahlen. Er will den Service seines Hauses für die Versicherten ausbauen und neue Möglichkeiten der Digitalisierung nutzen. Die Gemeinden auf dem Land hat er dabei als Kooperationspartner auf seiner Seite: "Schließlich belebt so ein zusätzliches Angebot auch die Rathäuser."

Foto: Deutsche Rentenversicherung Baden-Württemberg

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Autor

Michael J. John