
Berlin (sth). Trotz Rehabilitations- und Präventionsangeboten der Deutschen Rentenversicherung (DRV) und vieler zunächst befristet gezahlter Renten schafft nur ein sehr kleiner Teil neuer Bezieherinnen und Bezieher einer Erwerbsminderungsrente (EM-Rente) später eine Wiedereingliederung ins Berufsleben. Zwei DRV-Fachleute für Sozialmedizin und die für den Gesundheitsbereich verantwortliche Direktorin der DRV Bund, Brigitte Gross, fordern deshalb einen „Perspektivwechsel“ im Umgang mit Menschen, die wegen einer chronischen Erkrankung oder eines Unfalls vorzeitig aus dem Erwerbsleben ausscheiden müssen.
„Eine EM-Rente ist nicht das Ende einer Einbahnstraße in die permanente Erwerbsminderung“, schreiben die DRV-Gesundheitsfachleute in einem Beitrag für die Fachzeitschrift „Deutsche Rentenversicherung. Vielmehr solle sie „in besonders komplexen Bedarfslagen eine Möglichkeit bieten, sich ,neu aufzustellen'“ und gesundheitlich angegriffenen Beschäftigten eine „berufliche Neupositionierung“ ermöglichen. Dabei sei es wichtig, sich mit den Betroffenen frühzeitig auseinanderzusetzen und eine „Kultur der gemeinsamen Entscheidungsfindung“ zu entwickeln, die weniger „durch Verpflichtungen und Zwänge geprägt“ ist, so die Reha-Fachleute.
Nur ein Prozent der EM-Rentenbeziehenden schafft Rückkehr
Hintergrund des Vorstoßes der DRV-Gesundheitsexpertinnen und -experten sind die bislang wenig erfolgreichen Versuche der Rentenversicherer, erwerbsgeminderte Menschen noch einmal zurück ins Berufsleben zu bringen. „Leider erweist sich diese berufliche Reintegration von Menschen mit einer EM-Rente als sehr schwierig“, schreiben Brigitte Gross, Silke Brüggemann und Marco Streibelt. So seien von den jährlich etwa 170.000 bis 180.000 neuen Bezieherinnen und Beziehern einer EM-Rente „nur rund ein Prozent“ neun Jahre nach Rentenbeginn wieder versicherungspflichtig beschäftigt.
Ein wesentlicher Grund für die geringe Rückkehrquote von Erwerbsgeminderten ins Berufsleben sei der niedrige sozioökonomische Stauts vieler Betroffener, heißt es – ihre niedrige Bildung, niedrige berufliche Qualifikation und ein niedriges Einkommen. Diese Menschen, die zudem vielfach längere Krankheits- und Arbeitslosigkeitsphasen in ihrer Erwerbskarriere hinter sich haben, hätten „ein hohes Risiko für eine EM-Rente“, so die DRV-Experten. Während vor allem für Frührentnerinnen und -rentner nahe der Altersgrenze die EM-Rente eine gewünschte „berufsbiografische Endposition“ darstelle, könnten sich andere mithilfe von Unterstützung oder aus eigenem Antrieb jedoch durchaus einen Neustart im Erwerbsleben vorstellen.