Rente / 28.07.2021

Europa 2070: Mehr Rentner – weniger Beschäftigte

Laut dem neuen EU-Altersbericht kommen in Europa heute drei Arbeitnehmer auf einen Rentner – in 50 Jahren könnten es nur noch zwei sein.

Bild zum Beitrag "". Das Bild zeigt von unten wehende Länder-Flaggen an Masten vor blauem Himmel.

Brüssel (dsv/sth). Die Altersstruktur der Bevölkerung in Europa wird sich in den nächsten Jahrzehnten grundlegend verändern – und die Alterssicherungssysteme in den EU-Staaten vor große Herausforderungen stellen. Das geht aus dem bereits im Mai veröffentlichten "Altersbericht 2021" der Europäischen Kommission hervor. Die wesentlichen Ergebnisse des in englischer Sprache verfassten Berichts hat die Europavertretung der Deutschen Sozialversicherung in Brüssel jetzt in deutscher Sprache zusammengefasst.

Dem Altersbericht zufolge wird die Bevöl­ke­rung Euro­pas bis zum Jahr 2070 um fünf Pro­zent schrump­fen und sich im Auf­bau ändern. Der Anteil der Bevöl­ke­rung im erwerbs­fä­hi­gen Alter (von 20 bis 64 Jahren) werde von 265 Mil­lio­nen auf 217 Mil­lio­nen Men­schen abneh­men, heißt es. Das bedeute trotz einer erwar­te­ten höheren Quote von Erwerbs­tätigen, dass das Arbeits­kräftean­ge­bot um 15,5 Pro­zent sinken werde. Gleich­zei­tig erhöhe sich die Lebens­er­war­tung für Män­ner um 7,4 Jahre und für Frauen um 6,1 Jahre, so der Altersbericht.

Die sogenannte Alters­ab­hän­gig­keits­rate werde sich in den kommenden 50 Jahren ­um fast 25 Prozentpunkte erhö­hen, heißt es weiter. Diese Rate beschreibt das Zahlenver­hält­nis der über 65-Jäh­ri­gen zur Bevöl­ke­rung im erwerbs­fä­hi­gen Alter. "Das bedeu­tet im Klar­text: Wäh­rend heute circa drei Per­so­nen im akti­ven Alter auf eine Per­son über 65 Jahre kom­men, könn­ten es im Jahr 2070 nur noch zwei sein", schreibt die Kommission. Aber auch die Zusam­men­set­zung der Ren­tnerjahrgänge werde sich ändern: Der­zeit seien vier von zehn Rent­ne­rin­nen und Rent­nern älter als 75 Jahre, 2070 würden es sechs sein, heißt es im Altersbericht.

Anteil der altersbedingten Kosten am BIP steigt um zwei Prozentpunkte

Auf der Grund­lage eines sogenannten Basissze­na­rios pro­ji­ziert der Alters­be­richt einen Gesamt­an­stieg der alters­be­ding­ten Kos­ten von 24 Pro­zent des Brut­to­in­lands­pro­dukts (BIP) auf 25,9 Pro­zent. Hier­bei wiesen die Mit­glied­staa­ten aller­dings "erheb­li­che Unter­schiede" auf, schreibt die EU-Kommission. Deutsch­land gehört demnach zu den 15 Län­dern, in denen der Anstieg am stärksten ist.

Auf­schluss­reich sei der Anstieg bei den ein­zel­nen Pos­ten, schreiben die deutschen Übersetzer des Berichts: „Haupt­trei­ber" des Anstiegs in den EU-Mit­glied­staa­ten würden langfristig die Aus­ga­ben für Gesund­heit (+ 0,9 Pro­zent­punkte) und Lang­zeit­pflege (+ 1,1 Pro­zent­punkte), "wäh­rend der Bei­trag der Ren­ten­kos­ten nach einem vor­über­ge­hen­den Anstieg wie­der auf das Niveau des Aus­gangs­jah­res zurück­fal­len" werde.

Im Fall Deutsch­lands stelle sich die Zusam­men­set­zung der Kos­ten­trei­ber jedoch "etwas anders" dar, heißt es im Altersbericht. Den Haupt­an­teil würden hierzulande mit 2,1 Pro­zent­punk­ten die Ren­ten aus­ma­chen, wäh­rend die Kos­ten für Gesund­heit und Lang­zeit­pflege nur um 0,4 bzw. 0,2 Pro­zent­punk­te steigen würden.

Autorenbild

Autor

Stefan Thissen