
Berlin (sth). Den Anbietern privater Altersvorsorgeprodukte macht die anhaltende Niedrigzinsphase immer mehr zu schaffen. Darum wollen sie jetzt offenbar einen zentralen Baustein der vor knapp 20 Jahren eingeführten steuerlich geförderten privaten Altersvorsorge kippen – den mindestens vollen Werterhalt der eingezahlten Eigen- und Förderbeiträge. Laut einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" verlangen die deutschen Lebensversicherungen, der Fondsverband BVI sowie der Verband der Privaten Bausparkassen und die Landesbausparkassen in einem gemeinsamen Brief an das Bundeskanzleramt eine Reform der sogenannten Riester-Rente. Demnach warnen die Finanzdienstleister, ohne eine solche Reform könnten sie die Riester-Rente schon 2021 nicht mehr anbieten.
"Die Zeit für eine Reform läuft davon", zitiert die Zeitung aus dem Brief an Kanzleramts-Chef Helge Braun. Für Sparer und Anbieter stehe "viel auf dem Spiel". Die Riester-Rente laufe Gefahr, wegen der historisch niedrigen Zinsen und der bestehenden 100-Prozent-Beitragsgarantie "für die Kunden renditeschwach und für die Anbieter unwirtschaftlich zu werden". Die Verbraucher seien deshalb "verunsichert und vernachlässigen ihre Vorsorgebemühungen". Das aber bedeute: "Anbieter stehen derzeit vor der Entscheidung, die Riester-Rente aufgrund der durch die Garantie unverhältnismäßig gewordenen Eigenkapitalanforderungen bereits für das kommende Jahr vom Markt zu nehmen."
Die Bundesregierung lasse sich trotz des politischen Drucks jedoch weiter Zeit, heißt es in dem Bericht. So sei im Dialog mit den Verbänden deutlich geworden, dass es "zur Zukunft der steuerlich geförderten privaten Altersvorsorge sehr unterschiedliche Auffassungen und Vorschläge" gebe, wird eine Sprecherin des Bundesfinanzministeriums zitiert. Die Meinungsbildung dazu sei "noch nicht abgeschlossen". Einen konkreten Zeitpunkt, wann die Bundesregierung einen Gesetzentwurf zur Riester-Reform vorlegen wolle, habe das Ministerium nicht genannt, schreibt die Zeitung.