Gesundheit / 25.09.2019

Klimawandel belastet Gesundheit

Ärzte zeigen sich besorgt über die gesundheitlichen Folgen des Klimawandels. Sie rechnen mit mehr Herzinfarkten und gefährlichen Stechmücken.

Klimawandel belastet die Gesundheit: Patient in Notaufnahme

Berlin (mjj) 2015 bis heute wird nach Berechnungen der Weltwetterorganisation (WMO) die heißeste Fünfjahresperiode seit Beginn der Messungen. Zeitgleich haben Extremwettersituationen erneut zugenommen. Jetzt mahnen auch Ärzte immer lauter vor den gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels.

Das Robert-Koch-Institut (RKI) schätzt, dass im Rekordsommer-Jahr 2018 allein in Berlin 490 Menschen aufgrund von Hitzeeinwirkung starben, in Hessen 740 Menschen – vor allem Ältere. Dem Herz-Kreislauf-System machen hohe Temperaturen und große Temperatursprünge binnen kurzer Zeit zu schaffen, sagt Andreas Zeiher, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie.

Die Folge? "Vermehrte Herzinfarkte". Das zeigen verschiedene Studien. "Hitze und insbesondere abrupte Temperaturveränderungen bedeuten Stress für den Körper und das Herz-Kreislauf-System", erklärt Mediziner Zeiher anlässlich des bevorstehenden Welt-Herz-Tages am 29. September. Stresshormone würden ausgeschüttet, in der Folge verengten sich die Gefäße, das Blut werde klebriger und dickflüssiger. Die Gefahr für einen Herzinfarkt und auch für einen Schlaganfall steige. 

Dies trifft Europäer in gemäßigten Zonen wie Deutschland stärker als in Südeuropa. Rund ums Mittelmeer ist der Körper an höhere Temperaturen gewöhnt.

Asiatische Tigermücke bringt Dengue-Fieber

Steigende Temperaturen ebnen aber auch Infektionskrankheiten den Weg, die man in Mitteleuropa bislang kaum kannte. So hat ein Forscherteam der Goethe-Universität und der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung 2018 unter anderem die Ausbreitung der Asiatischen Tigermücke untersucht. Sie ist ein "Vektor" – ein Lebewesen, das Infektionskrankheiten auslösende Erreger von einem Wirt auf einen anderen Organismus überträgt ohne dabei selbst zu erkranken.

Was die Mückenart im Gepäck hat, kennen viele Deutsche nur aus Nachrichtensendungen: Den Zika-, das Dengue- oder das West-Nil-Virus. Die beunruhigende Nachricht: Sie hat noch gar nicht alle für sie geeignete Verbreitungsgebiete besiedelt, die es schon jetzt gibt. "Mittlerweile ist die Asiatische Tigermücke in Südeuropa fast flächendeckend verbreitet und wird sich aufgrund der breiten Nische auch in Nordeuropa unaufhaltsam ausbreiten und etablieren", so der Leiter des Forschungsteams Professor Sven Klimpel.

"Klimaschutz ist Gesundheitsschutz"

Mediziner zeigen sich zunehmend besorgt über die gesundheitlichen Folgen des rasanten Klimawandels. "Der Stopp des vom Menschen gemachten Klimawandels und damit seiner Folgen auf die menschliche Gesundheit muss absolute Priorität auch im gesundheitspolitischen Handeln bekommen", fordert etwa Peter Bobbert, Landesvorsitzender des Marburger Bundes Berlin/Brandenburg. Im nächsten Jahr steht der Deutsche Ärztetag unter dem Leitmotiv Klimawandel.

"Klimaschutz ist zugleich Gesundheitsschutz" propagiert die erst vor wenigen Monaten gegründete Deutsche Initiative Klimawandel und Gesundheit (KLUG). In ihr haben sich Vertreter des gesamten Gesundheitswesens zusammengeschlossen. So sei es durchaus gesund, weniger Fleisch zu essen und anstelle des Autos öfters mal das Rad zu nutzen. Schließlich gibt es neben dem Klimawandel ein zweites nationales Gesundheitsproblem: Übergewicht.

Mit Material von dpa

Mehr Informationen

www.klimawandel-gesundheit.de

https://www.klimawandel-gesundheit.de/Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG)

www.soziales.hessen.de

Informationen über die Ausbreitung der Asiatischen Tigermücke

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Autor

Michael J. John