
Berlin (sth). Die Zahl der Menschen, die jenseits der Altersgrenze oder wegen Erwerbsminderung die staatliche Grundsicherung in Anspruch nehmen müssen, ist seit der Einführung dieser Sozialleistung im Jahr 2003 ständig gestiegen. Im Juni 2019 bekamen nach Angaben des Statistischen Bundesamts mehr als 566.000 Senioren die Grundsicherung wegen Alters, knapp 525.000 nicht mehr arbeitsfähige Menschen im Erwerbsalter erhielten die Grundsicherung wegen Erwerbsminderung. Insgesamt gab der Staat für die Grundsicherung dieser knapp 1,1 Millionen Bedürftigen im Jahr 2019 etwa sieben Milliarden Euro aus.
Trotz dieser quantitativ großen Bedeutung sei das Wissen um die Verbreitung der Grundsicherung "bislang äußerst gering und, wenn vorhanden, kaum zur Kenntnis genommen" worden, stellt das Forschungsnetzwerk Alterssicherung (FNA) bei der Deutschen Rentenversicherung in einem kürzlich dazu vorgestellten "statistischen Kompendium" fest. Auch ein kritischer Blick in die Rentenversicherungs- und Alterssicherungsberichte der Bundesregierung fördere nur wenige Informationen zur Grundsicherung zutage. Dies sei ein "entscheidender Mangel", da es fraglich sei, "ob die düsteren Prognosen über eine steil anwachsende Abhängigkeit von Grundsicherungsleistungen überhaupt zutreffen", so das FNA.
Wesentliche Informationen in gebündelter Form
Die von dem Politikberater Bruno Kaltenborn vorgelegte Übersicht stellt nach Angaben des FNA wesentliche Informationen zur Grundsicherung wegen Alters und Erwerbsminderung in gebündelter Form bereit. Dazu gehören zum Beispiel die Altersstruktur der Leistungsempfänger*innen, der Höhe und Verteilung der Bedarfe usw. Das Kompendium wage mit einer Projektion zur weiteren Entwicklung der Grundsicherung wegen Alters bis zum Jahr 2030 sogar einen "kleinen Blick in die Zukunft", heißt es seitens der Herausgeber.
Bei dem umfangreichen Statistikband handele es sich "wahrlich um eine Pionierarbeit", lobt der renommierte Sozialforscher Gerhard Bäcker von der Universität Duisburg-Essen in seinem Vorwort für den Forschungsbericht. Denn durch eine differenzierte Auswertung der Daten der amtlichen Statistik biete Kaltenborn ein umfassendes Bild über die Grundsicherung und bereite den Boden für eine "empirisch gestützte Debatte". Wer sich über das künftige "Zusammenspiel zwischen gesetzlichen Renten und Grundsicherung Gedanken macht, Altersarmut vermeiden bzw. bekämpfen will und Reformen entwickelt, muss auf die Ergebnisse von Kaltenborn zurückgreifen", so Bäcker.