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Köln (dpa). Kunden klassischer Lebensversicherungen können nach Einschätzung von Branchenexperten trotz der Zinswende am Kapitalmarkt vorerst nicht mit höheren Zinsen im großen Stil rechnen. Eine schnelle Erhöhung der Überschussbeteiligung sei nicht zu erwarten, sagte Lars Heermann, Experte der Ratingagentur Assekurata am Dienstag. Die Überschussbeteiligung, die Assekuranzen je nach Wirtschaftslage und Erfolg ihrer Anlagestrategie jedes Jahr neu festsetzen, ist ein wichtiger Teil der laufenden Verzinsung des Altersvorsorgeklassikers.
Zwar werden Lebensversicherer durch die steigenden Zinsen beim Aufbau eines Kapitalpuffers, der sogenannten Zinszusatzreserve (ZZR), entlastet. Die frei werdenden Gelder dürften nach Einschätzung von Assekurata aber zunächst zum Abbau stiller Lasten in der Bilanz genutzt werden. Wegen der jahrelangen Zinsflaute müssen Lebensversicherer seit 2011 Geld zur Absicherung der hohen Zinsgarantien aus Altpolicen zurückstellen.
Wenig Spielraum fürs Sparen
Die Inflation und die eingetrübten Konjunkturaussichten dämpfen nach Einschätzung von Assekurata zugleich die Nachfrage nach Lebensversicherungsprodukten. „Die hohe Inflation schränkt die Sparmöglichkeiten vieler Bürger ein und zehrt an der Realverzinsung der Policen“, erläuterte Geschäftsführer Reiner Will. Zugleich könnten Bankprodukte bei steigenden Zinsen wieder attraktiver werden, wobei sich der Effekt normalerweise erst zeitversetzt einstelle, wenn die Institute höhere Zinsen an ihre Kunden weitergäben. Für dieses Jahr rechnet Assekurata mit einem Rückgang des Prämienbestandes in der Lebensversicherung von einem Prozent.