Rente / 25.07.2018

Öffentlicher Dienst bei Studenten beliebt

Studentenstudie 2018: Nachwuchs-Akademiker entdecken zunehmend die Vorzüge des öffentlichen Dienstes.

Berlin/Bad Homburg (mjj) Vater Staat entwickelt sich zu einem Magneten für Studenten: Mehr als 40 Prozent streben eine Beschäftigung im öffentlichen Dienst an. Unter ihren Motiven für die Wahl des Arbeitgebers rangiert ganz oben der Wunsch nach einem sicheren Arbeitsplatz. Aber auch ein gutes Gehalt und Kollegialität stehen hoch im Kurs. Das zeigt die gestern veröffentliche "Studentenstudie 2018" der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young.

Dabei ist der öffentliche Dienst bei Frauen wie auch Männern der Wunscharbeitgeber Nummer eins: 48 Prozent der weiblichen Befragten halten ihn für besonders attraktiv, 32 Prozent der Männer. Während auf den Plätzen zwei und drei bei den Frauen Kultureinrichtungen (28 Prozent) und Wissenschaft (21 Prozent) folgen, sind es bei den Männern Wissenschaft (19 Prozent) und Industrie (18 Prozent).

Automobilbranche verliert an Attraktivität

Im Vergleich zur letzten Befragung zwei Jahre zuvor hat die Attraktivität des öffentlichen Dienstes sogar um neun Prozentpunkte zugelegt. Er punktet vor allem bei Juristen, Ingenieuren und Geisteswissenschaftlern. Wirtschaftswissenschaftler zieht es eher in die Beratung und Prüfung oder in Banken.

Einen Absturz in der Hitliste der attraktivsten Arbeitgeber erlebt die Autoindustrie: Noch vor zwei Jahren fanden 22 Prozent der Befragten einen Job in dieser Branche als erstrebenswert, aktuell sind nur noch 8 Prozent. Auch Banken (minus 2 Prozentpunkte) und der Maschinenbau (minus 5 Prozentpunkte) erscheinen den künftigen Fachkräften weniger attraktiv.

58 Prozent der Studenten gaben an, dass "Jobsicherheit" für sie einer der wichtigsten Faktoren ist. Das Gehalt landet mit 44 Prozent auf den zweiten, flache Hierarchien und Kollegialität auf dem dritten Platz.

Soziale Aufgabe ist den Bewerbern wichtig

Die Ergebnisse der Studie decken sich mit den Erfahrungen von Frank Sölter. Er ist Ausbildungsleiter bei der Deutschen Rentenversicherung Oldenburg-Bremen: "Wir bilden bedarfsgerecht aus. Wer die Prüfung besteht, wird übernommen. Diese Sicherheit ist vielen Bewerbern wichtig." Die Attraktivität der Rentenversicherung als Arbeitgeber will er aber nicht allein an der Sicherheit festmachen: "Rente, Reha, Prävention - viele Bewerber reizt das breite Aufgabenspektrum der Rentenversicherung", so Sölter.

Zudem können Bachelors später sehr teamorientiert arbeiten aber auch Tätigkeiten mit einem hohen Grad an Eigenverantwortlichkeit ausführen – etwa im Betriebsprüfdienst oder in den Auskunfts- und Beratungsstellen wo sie Versicherten bei der Altersvorsorge helfen.

Dazu werden die Nachwuchskräfte während ihres dualen Studiums an echten Fällen geschult – etwa an Anträgen zur Reha oder einer Erwerbsminderungsrente. Die Studenten begegnen dem Leben in allen seinen Facetten. Sie merken, dass sie helfen können. "Die Übernahme sozialer Verantwortung erscheint vielen reizvoll", sagt Sölter: "Die Mehrzahl der Bewerber war schon in der Jugend sozial engagiert."

Studentinnen legen Wert auf sichere Familienplanung

Dass vor allem Studentinnen den öffentlichen Dienst als Arbeitgeber in Erwägung ziehen, erstaunt Personalreferentin Kristine Knaus von der Deutschen Rentenversicherung Nordbayern nicht: "Sie machen sich eher als Männer Gedanken über die Familienplanung". Schon vor vielen Jahren haben öffentliche Verwaltungen flexible Arbeitsmodelle als Wettbewerbsvorteil erkannt und entsprechende Angebote entwickelt.

Auch ihr Haus biete eine ganze Palette von Möglichkeiten - und eine Kultur, die die Vereinbarkeit von Beruf und Familie unterstützt. Für junge Studenten sei die Familienplanung bei der Jobwahl eher selten ein Thema. "Aber wenn es dann soweit ist, nehmen auch sie im zunehmenden Maße Elternzeit", hat Knaus beobachtet.

Arbeitgeber mit Vorbildfunktion

Ein weiterer Faktor für die Attraktivität als Arbeitgeber sieht Wolf-Dieter Burde, Pressesprecher der Deutschen Rentenversicherung Braunschweig-Hannover, sei ein gutes Gesundheitsmanagement: "Früher war das Thema Gesundheit nicht so präsent, heute schon." Der öffentliche Dienst, vor allem die Rentenversicherung, habe da eine Vorbildfunktion: "Wir bieten Präventionsleistungen an und schicken Menschen in Reha, damit sie gesund bleiben – da können wir nicht hinten anstehen".

So biete sein Haus etwa Fitnessgeräte in Fluren an, Kurse für den Rücken und zum Stressmanagement , eine regional orientierte Kantine mit Bio-Angebot oder Augenschulungen. Viele Sportkurse wurden Selbstläufer. Den Teamspirit befeuern Firmenläufe und Drachenbootrennen. Und so wundert es nicht, dass die Mitarbeiter besonders treu sind. 40-jährige Dienstjubiläen sind keine Seltenheit.

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Autor

Michael J. John