Rente / 04.10.2021

Perioden-Lebenserwartung sinkt wegen Pandemie deutlich

Max-Planck-Institut für demografische Forschung: Männer in den USA haben 2020 durchschnittlich 2,2 Jahre weiterer Lebenszeit eingebüßt.

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Rostock (mpidr/sth). Die sogenannte Perioden-Lebenserwartung ist im vergangenen Jahr weltweit gesunken. Laut einer aktuellen Studie eines internationalen Teams von Bevölkerungsforschern unter Mitwirkung des Max-Planck-Instituts für demografische Forschung in Rostock sank die Lebenserwartung in europäischen Ländern und den USA durch die Covid-19-Pandemie im Jahr 2020 um mehrere Monate, teilweise sogar um mehr als zwei Jahre. So hätten Männer in den USA mit 2,2 Jahren im Durchschnitt am meisten an weiterer Lebenszeit eingebüßt. In Deutschland sei die Lebenserwartung für Männer und Frauen dagegen „nur um einige Monate gesunken“, heißt es in der Studie. Die Perioden-Lebenserwartung untersucht das Sterberisiko, dem eine Bevölkerung innerhalb eines Jahres ausgesetzt war.

In 27 der 29 untersuchten Länder in Europa und Amerika ist die Perioden-Lebenserwartung der Studie zufolge zwischen 2019 und 2020 gefallen. Männer in den USA und in Litauen haben demnach am meisten an weiterer Lebenszeit eingebüßt. Ihre Perioden-Lebenserwartung sei um 2,2 beziehungsweise 1,7 Jahre gesunken, stellten die Forscher fest. Für Männer sei die Perioden-Lebenserwartung in elf der 27  untersuchten Länder mit rückläufiger Lebenserwartung um mehr als ein Jahr gesunken, für Frauen in acht Ländern um mehr als ein Jahr. „Diese Zahlen unterstreichen das historische Ausmaß der Pandemie“, sagte Jonas Schöley, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für demografische Forschung (MPIDR) in Rostock, zu den vorgelegten Daten.

Nur in Norwegen und Dänemark blieb Lebenserwartung stabil

Nur in Dänemark und Norwegen ist die Perioden-Lebenserwartung von Männern und Frauen nach Erkenntnissen der Wissenschaftler nicht gesunken. Dort sei auch die Zahl der Covid-19-Toten im internationalen Vergleich niedrig geblieben. Gleichzeitig sei die Sterblichkeit durch andere Todesursachen weiter zurückgegangen, so dass in Dänemark und Norwegen die Perioden-Lebenserwartung insgesamt sogar leicht gestiegen sei. „Auch Deutschland verzeichnet einen Rückgang anderer Todesursachen. Nur ist dieser geringer als in Dänemark und Norwegen“, heißt es in einer Mitteilung des MPIDR. Zudem sei hierzulande die Zahl der Covid-19-Todesfälle höher. „Dadurch ist in Deutschland die Perioden-Lebenserwartung 2020 für Männer um etwas mehr als vier Monate und für Frauen um mehr als zweieinhalb Monate gesunken.“

In den meisten Ländern ist die Perioden-Lebenserwartung nach Angaben des Rostocker Forschungszentrums stärker gesunken, als sie in den fünf Jahren vor der Pandemie gestiegen ist. „In vielen westeuropäischen Ländern wie Spanien, England, Italien, Belgien, Frankreich, den Niederlanden und Schweden gab es seit dem Zweiten Weltkrieg keine Verluste in dieser Größenordnung mehr“, sagt Wissenschaftler Jonas Schöley. Zusammen mit Kolleginnen und Kollegen der Universität Oxford und der University of Southern Denmark berechnete er die Perioden-Lebenserwartung für das Jahr 2020. Grundlage dafür war die zeitnahe Veröffentlichung wöchentlicher Sterbefalldaten in zahlreichen Ländern.