Gesundheit / 09.07.2018

Pillen oft wirkungslos

Nahrungsergänzungsmittel halten oft nicht, was sie versprechen – oder schaden gar dem Körper

Bad Homburg (kjs). Pille statt Apfel: Viele Menschen greifen zu Nahrungsergänzungsmittel, aber der Nutzen der Pillen ist umstritten. Einige Vitamin- und Mineralstoff-Präparate sollen beispielsweise Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugen. Ihr Nutzen ist jedoch oft nicht belegt.

Um den Einfluss von bestimmten Nahrungsergänzungsmitteln auf die Herz-Kreislauf-Gesundheit und das allgemeine Sterberisiko zu untersuchen, haben 39 Wissenschaftler aus Kanada, den USA und Frankreich gemeinsam eine Studie durchgeführt. Für ihre Studie griffen die Wissenschaftler auf die Daten aus 179 älteren Studien zurück, die seit 2012 veröffentlicht wurden.

Wirkung nur von einigen Mineralstoffen belegbar

Bei ihrer Analyse fanden die Forscher Hinweise darauf, dass Folsäure (Vitamin B9) sowohl das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen senkt als auch das Risiko für Schlaganfall. Vitamin B-Komplexe (Mischungen aus B6, B9 und B12) hingegen schienen nur das Risiko für Schlaganfall zu senken. Diese Hinweise waren jedoch nur wenig bis mittelmäßig gesichert. Das bedeutet, so die Wissenschaftler, dass weitere Forschung wahrscheinlich einen wichtigen Einfluss hat und die Einschätzungen verändern könnte.

Keinen Effekt auf das Herz-Kreislauf-Risiko hatten hingegen Multivitaminpräparate, Vitamin C, Vitamin D, Beta-Carotin, Calcium und Selen. Manche Nahrungsergänzungsmittel schienen sogar das allgemeine Sterberisiko zu erhöhen. Dazu zählten Mischungen aus Antioxidantien und Vitamin B3 (mit Statinen).

Gesunde Ernährung ist das A und O

Keines der untersuchten Nahrungsergänzungsmittel konnte somit hinsichtlich der Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen vollkommen überzeugen. Manche schienen gar schädlich zu sein. Da die Nahrungsergänzungsmittel in Bezug auf andere Erkrankungen einen positiven Effekt haben könnten, sollte vor der Einnahme die Risiken und der Nutzen am besten in Abstimmung mit dem behandelnden Arzt abgewägt werden.

Unabhängig davon gilt, dass eine gesunde Ernährung gerade für die Herz-Kreislauf-Gesundheit auch weiterhin das A und O ist.

Nachfrage in 2017

So sah die Realität im Jahr 2017 aus. Die Nachfrage nach Nahrungsergänzungsmitteln stieg um 4,2 Prozent auf 172 Millionen Packungen. Dies entspricht einem Umsatz von 1,2 Milliarden Euro.

Am häufigsten kauften Verbraucher die Mittel in Vor-Ort-Apotheken und Drogerie-Märkten. 7 Prozent der Packungen werden über den Versandhandel bestellt.

Nahrungsergänzungsmittel werden überwiegend zur Selbstmedikation erworben. In Apotheken (inklusive Versandhandel) gingen im Jahr 2017 knapp ein Viertel der Packungen über ein Rezept an den Verbraucher.

Hitliste der Präparate

Die führenden Produktkategorien bei Nahrungsergänzungsmitteln nach Umsatz (2017 in Millionen Euro):
Magnesium-Präparate 233 (+ 4,1 Prozent)
Vitamine A und D 98 (+ 13,9 Prozent)
Calcium-Präparate 95 (- 3,3 Prozent)
Eisen-Präparate 95 (+ 4,2 Prozent)
Sonstige Mineralstoff-Präparate 89 (+ 0,4 Prozent

 

 

 

Autor

Karl-Josef Steden