Rente / 30.06.2020

Studie: Viele Paare wollen gemeinsam in Rente gehen

Laut Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung treten Lebenspartner häufiger zusammen in den Ruhestand, wenn beide Partner das als wichtig erachten.

Bild zum Beitrag "Studie: Viele Paare wollen gemeinsam in Rente gehen". Das Bild zeigt ein Seniorenpaar, das gemeinsam im Wald Fahrrad fährt.

Wiesbaden (dpa). Bei zunehmend mehr Paaren jenseits der 50 gehen beide Partner arbeiten. Das ist das Ergebnis einer Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) in Wiesbaden. Demnach hat sich die Quote der erwerbstätigen 50- bis 69-jährigen Frauen zwischen 1996 und 2018 verdoppelt. "53 Prozent der Paare sind heute beide erwerbstätig", sagte Prof. Norbert Schneider, Direktor des BiB, bei der Vorstellung der Studie in Wiesbaden.

Dabei seien regionale Unterschiede auffällig. Bei jedem vierten Paar unter den 50- bis 69-Jährigen leisteten beide Partner 30 oder mehr Arbeitsstunden pro Woche, sind also in Vollzeit beschäftigt. In Ostdeutschland mit 39 Prozent deutlich häufiger als in Westdeutschland mit 23 Prozent. Für ihre repräsentative Studie "Transitions and Old Age Potential" untersuchten die Forscher, wie wichtig den Paaren ein gleichzeitiger Ruhestand ist. In insgesamt drei Befragungsrunden in den Jahren 2013, 2016 und 2019 wurden über 5000 Personen der Jahrgänge 1942 bis 1958 interviewt. In der dritten Welle bezogen die Forscher auch die Partnerinnen und Partner der Befragten mit ein.

Erheblicher Teil der Paare plant gemeinsamen Übergang in die Rente

"Ein erheblicher Teil dieser Paare plant einen gemeinsamen Übergang", erklärte Schneider. Dabei gehen sie tatsächlich häufiger zusammen in Rente, wenn beide Partner das als gleich wichtig erachten. Einem Drittel der befragten Paare lag das Thema am Herzen, bei einem weiteren Drittel fand es nur eine Person wichtig. Für das verbleibende Drittel war es eher unwichtig. Im Durchschnitt bestehe zwischen erwachsenen zusammenlebenden Paaren ein Altersunterschied von etwa vier Jahren. Meist sei der Mann älter als seine Partnerin. Um also einen gemeinsamen Ruhestand zu realisieren, müssten die Männer länger arbeiten oder die Frauen vor ihrem eigentlichen Renteneintrittsalter den Arbeitsmarkt verlassen.

"Dieses Phänomen könnte den politischen Wunsch des Anstiegs des Renteneintrittsalters konterkarieren", legte Schneider dar. Die früheste Möglichkeit heute in Rente zu gehen sei ab 63, erklärte Peter Eibich der Deutschen Presse-Agentur, allerdings nur für diejenigen, die lange gearbeitet haben. "Für Frauen, die längere Pausen hatten, etwa für die Kindererziehung, ist das möglicherweise eine Rentenart, die ihnen gar nicht offen steht", sagte der stellvertretende Leiter der Forschungsgruppe Demografie der Arbeit am Max-Planck-Institut für Demografische Forschung in Rostock. Zudem sei dann mit finanziellen Einbußen zu rechnen.

Alterspolitik gefragt, die sich stärker am Lebenslauf orientiert

Es sei eine Alterspolitik gefragt, die sich stärker am Lebenslauf orientiere, forderte Schneider vom BiB. "Wir brauchen noch mehr Flexibilität im Hinblick auf die Dauer der Erwerbstätigkeit und auf das Arbeitszeitvolumen." Viele Menschen würden zwar gerne länger als bis 65 arbeiten, aber nicht mehr 40 Stunden die Woche. Möglich sei ein fließenderer Übergang in die Rente, meinte auch Eibich. Zudem könnte das Renteneintrittsalter noch stärker an die beruflichen Voraussetzungen gekoppelt werden als das heute bereits der Fall sei.

Aus welchen Gründen ältere Menschen weiter arbeiten gehen wollen, ist bei Männern und Frauen unterschiedlich. Der Studie zufolge hält fast die Hälfte der befragten Frauen den Spaß an der Arbeit für wichtig. Bei den Männern wird am häufigsten der Kontakt zu anderen Menschen als Grund genannt.

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Für die Studie wurden zu Beginn des Jahres 2013 genau 5.002 Personen der Jahrgänge 1942 bis 1958 erstmals telefonisch befragt. Zum Zeitpunkt des Interviews waren sie zwischen 55 und 70 Jahre alt. In der ersten Wiederholungsbefragung, die von Dezember 2015 bis Februar 2016 stattfand, wurden 2.501 Personen erneut befragt. In der dritten Welle zwischen Juli und Oktober 2019 wurden 1.561 Personen erneut befragt, gemeinsame Daten liegen von insgesamt 576 Paaren vor.

www.bib.bund.de

Weitere Informationen des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung zur vorgestellten Studie

 

Autor

 Deutsche Presseagentur