
Düsseldorf (dpa). Das Wirtschaftsforschungsinstitut der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung hat davor gewarnt, mit geringen Lohnerhöhungen auf die Corona-Krise zu reagieren. Ein dauerhaft schwaches Lohnwachstum „wäre verheerend für die zukünftige Entwicklung“, schreiben die Autoren einer vom Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) veröffentlichten Untersuchung zur Entwicklung der Arbeitskosten in Deutschland. Es sei von entscheidender Bedeutung, dass „der im letzten Jahrzehnt eingeschlagene Weg fortgesetzt wird“.
International sei die deutsche Wirtschaft sehr konkurrenzfähig. Das zeige sich am immensen und nur langsam sinkenden Leistungsbilanzüberschuss Deutschlands. Trotz des zuletzt stärkeren Anstiegs der Löhne und des jahrelangen wirtschaftlichen Booms rangiere die Bundesrepublik bei den Arbeitskosten für die private Wirtschaft aktuell weiterhin lediglich im oberen Mittelfeld Westeuropas, heißt es in der Untersuchung.
Damit gebe es gute Voraussetzungen, einen vorübergehenden Anstieg der Arbeitskosten durch die weit verbreitete Kurzarbeit zu verkraften – zumal sich dieser Ausnahmeeffekt wie in der Finanz- und Wirtschaftskrise wahrscheinlich schnell wieder zurückbilden werde.
Arbeitgebernahes IW beurteilt Entwicklung der Arbeitskosten negativer
Das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW) beurteilt die Entwicklung der Arbeitskosten kritischer. Schon vor der Corona-Krise habe sich Deutschlands Position im internationalen Kostenwettbewerb verschlechtert, hatte das IW im April betont. „Bereits ohne die Corona-Krise wäre daher Lohnzurückhaltung wichtig, um die Beschäftigung zu sichern und im internationalen Wettbewerb keinen Nachteil zu haben.“
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