
Köln (iv). Bei der Debatte um die Altersarmut dreht sich alles ums Einkommen. Rechnet man aber das Vermögen dazu, stehen viele Senioren besser da als angenommen. Aber auch die Schere zwischen Arm und Reich wird größer. Das geht aus einem Beitrag der FAZ vom vergangenen Wochenende hervor, der sich auf eine bisher noch nicht veröffentlichten Studie des arbeitgebernahen Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) beruft.
Altersarmut im Alter
Als armutsgefährdet gilt ein Mensch in Deutschland, wenn sein Einkommen weniger als 60 Prozent des Mittelwerts beträgt, das entspricht einem Nettoeinkommen von unter 1136 Euro im Monat für alleinlebende Personen. Demnach waren laut Statistischen Bundesamt 16 Prozent der Bevölkerung 2018 von Armut bedroht. Über diesem Durchschnittswert lag die Armutsgefährdungsquote für Menschen ab 65 Jahren mit 18,2 Prozent. Zum Vergleich: Die Quote für diese Altersgruppe lag acht Jahre zuvor noch bei 14,1 Prozent. Für viele in der politischen Diskussion ein Beleg, dass die Altersarmut in Deutschland zunimmt.
Mehr Ungleichheit und mehr wohlhabende Senioren
Ein anderes Schlaglicht auf Gesellschaft und Senioren wirft eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft. Die Forscher haben Einkommen und Vermögen kombiniert betrachtet, um zu untersuchen, wie sich die Verteilung dadurch verändert. Dabei kamen sie zu zwei Ergebnissen: Erstens hebt dieser Ansatz die Ungleichheit in der Bevölkerung stärker hervor, da das Vermögen viel ungleicher verteilt ist als die Einkommen. Und zweitens nimmt der Anteil der Senioren in den oberen Gesellschaftsschichten stark zu. Bei den Bürgern jüngeren und mittleren Alters ändert sich mit der erweiterten Wohlstandsbetrachtung dagegen nur wenig.
IW-Rechnung: Fast die Hälfte der Reichen sind über 65 Jahre
Nach normalen Maßstab sind 17 Prozent der Reichen in Deutschland älter als 65 Jahre. Als „reich“ gelten alle Personen, deren Nettoeinkommen mehr als zweieinhalbmal so hoch ist wie der Mittelwert. Unter der hypothetischen Annahme der IW-Studie, dass alle Deutschen ihr Vermögen in Einkommen umwandeln, setzte sich die Gruppe der Reichen auf einmal fast zur Hälfte aus Senioren zusammen. Dabei sei es unerheblich, so die Forscher Mariano Calderön, Judith Niehues und Maximilian Stockhausen, ob man den Schwellenwert anpasse oder nicht.