Altersvorsorge / 28.03.2022

Fondssparplan: Bequem sparen für die Altersvorsorge

Immer mehr Sparer setzen bei der zusätzlichen Altersvorsorge auf einen Fondssparplan. Am günstigsten ist das mit ETFs. Was Sie dazu wissen sollten – ein Leitfaden.

Fondsparplan: Bequem sparen für die Altersvorsorge. – Deutsche Börse Frankfurt.

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Ob Anleihen oder Sparbriefe, Sparbuch oder Festgeld – klassische Sparanlagen werfen kaum noch Zinsen ab. Gleichzeitig steigt die Inflation, Erspartes verliert dadurch an Kaufkraft. Trotzdem halten viele Anlegerinnen und Anleger aus Furcht vor Verlusten von der Börse lieber Abstand. Ohne Aktien ist es aber derzeit praktisch unmöglich, akzeptable Erträge mit dem Geld zu erzielen und zum Beispiel für die zusätzliche Altersvorsorge zu sparen. Das ist gar nicht so schwer. Mit Fondssparplänen kann sich jeder kontinuierlich ein Vermögen aufbauen

Was ist ein Fondssparplan?

Beim Fondssparen entscheiden Sie sich für einen Aktienfonds und einen Sparbetrag, den Sie regelmäßig, zum Beispiel monatlich jeweils am 15., investieren wollen. Eine Bank oder ein Online-Broker kauft dann in Ihrem Auftrag automatisch jeweils zum Stichtag für diesen Betrag Anteile des Aktienfonds. So wächst Ihr Aktiendepot, bis Sie den Auftrag stoppen.  

Welche Vorteile hat ein Fondssparplan?

  • Sie brauchen dafür nicht viel Geld. Es reichen meist bereits 25 Euro im Monat.
  • Fondsparen ist bequem. Sie müssen nur einmal einen oder mehrere Fondssparpläne einrichten und können dann abwarten.
  • Sie müssen nicht ständig über steigende oder fallende Kurse oder den richtigen Einstiegszeitpunkt nachdenken, da die Bank die Fondsanteile automatisch kauft.
  • Sie können selbst entscheiden, in welchen Intervallen Sie sparen wollen, also zum Beispiel jeden Monat oder alle drei Monate.
  • Die Sparraten lassen sich jederzeit vorübergehend aussetzen, erhöhen, senken oder stoppen, ohne Kündigungsfristen.
  • Sie können jederzeit Fondsanteile zum Tagespreis verkaufen oder weitere hinzukaufen.
  • Sie können Ihr Geld auch auf verschiedene Fonds aufteilen und so das Verlustrisiko reduzieren.

Wer Monat für Monat Geld per Sparplan in Fonds investiert, muss nicht jedes Mal seinen inneren Schweinehund von Neuem überwinden. Wird eine bestimmte Summe regelmäßig vom Konto abgebucht, gewöhnt man sich meist schnell daran und wird zum regelmäßigen Sparen diszipliniert. Abbuchungen werden vor allem dann weniger als Verlust wahrgenommen, wenn gerade das Gehalt eingegangen ist.

Für wen eignet sich ein Fondssparplan?

Wer regelmäßig Geld in Fonds anlegen will, sollte drei Grundregeln beachten: 

  • Sie sollten Zeit und Geduld mitbringen. Die Stiftung Warentest rät, nur Geld in Aktienfonds zu investieren, das man langfristig mindestens zehn bis 20 Jahre entbehren kann.
  • Der angelegte Betrag sollte nicht zu einem ganz bestimmten Zeitpunkt benötigt werden. Vielmehr sollten Fondssparer so flexibel sein, dass sie mit dem Verkauf ihrer gesammelten Fondsanteile auch notfalls ein paar Jahre warten können, falls zum ursprünglich gewünschten Zeitpunkt an den Börsen die Kurse gerade stark heruntergegangen sind.
  • Sie sollten sich nicht von vorübergehenden Verlusten irritieren lassen. Wer an der Börse langfristig über Fonds investiert, sollte auch dann ruhig schlafen können, wenn die Kurse der Fondsanlagen zwischenzeitlich einmal um 20 oder 30 Prozent gesunken sind.

Wie funktioniert Fondssparen?

Sie brauchen ein Depot, in dem die Fondsanteile verwahrt werden. Kostenlos sind solche Wertpapierdepots in der Regel bei Direktbanken, Online-Brokern oder Fondsplattformen. Dort sind auch die Ordergebühren in der Regel günstiger als bei Filialbanken. Wer hier ein passendes Angebot finden will, sollte vorher die Gebühren für den Fondskauf vergleichen.

Überlegen Sie sich zunächst, in welchen Fonds Sie investieren wollen und vergleichen Sie, welche Depotbank dafür einen Sparplan zu günstigen Konditionen anbietet. Je nach Anbieter sind nicht alle Fonds sparplanfähig. Das heißt, Sie sind in Ihrer Fondsauswahl beschränkt.

Haben Sie Fonds und Bank gefunden, eröffnen Sie dort ein Depot. Nun fehlen nur noch zwei Schritte: je nach Anbieter Einzugsermächtigung erteilen oder einen Dauerauftrag einrichten vom Girokonto in Höhe der geplanten regelmäßigen Fondsanlage zum Verrechnungskonto der Depotbank – und dann dort den oder die Fondssparpläne abschließen.

Bevor es losgeht: Kassensturz und Notreserve

Wer in Fonds regelmäßig anlegen will, sollte wissen, wie viel Geld dafür monatlich verfügbar ist. Die Stiftung Warentest empfiehlt deshalb, vorher einen Kassensturz zu machen und sich einen realistischen Überblick über die eigenen Einnahmen und Ausgaben zu verschaffen. Dafür am besten in einem Haushaltsbuch, mit Hilfe einer App oder in einer Excel-Tabelle alle Einkünfte, auch Extras wie Eltern- oder Kindergeld, und sämtliche Ausgaben eintragen, einschließlich der Beträge, die einmal im Jahr oder quartalsweise zu zahlen sind. Wer drei Monate lang ein Haushaltsbuch geführt hat, weiß dann in der Regel ziemlich genau, wie viele Euro jeden Monat fürs Fondssparen übrig sind.

Bevor es losgeht, sollten Sie zunächst Geld für eine Notreserve auf einem Tagesgeldkonto bunkern. Geldexperten halten dafür zwei bis drei Nettogehälter für ausreichend. Dann ist genug Geld da, falls eine neue Waschmaschine fällig ist oder eine Autoreparatur ansteht.


Wie finde ich gute Fonds fürs Fondssparen?

In Banken und Sparkassen werden in Verkaufsgesprächen oft nur bestimmte Fonds empfohlen, häufig solche, die hohe Provisionen abwerfen. Wer sich darauf nicht verlassen will, sollte sich bei der Auswahl helfen lassen, zum Beispiel vom Produktfinder der Stiftung Warentest. Auch bei der Suche nach nachhaltigen Fonds und ETFs hilft die Stiftung.

Welche Kosten fallen beim Fondssparplan an?

Es gibt Ordergebühren für den Kauf und laufende Kosten. Vor allem Letztere mindern die Rendite. Die laufenden Kosten betragen bei Fonds, bei denen Fondsmanager aktiv die Aktien auswählen, oft 1,5 bis zwei Prozent pro Jahr.

Bei den passiven Aktien-ETFs liegen die jährlichen Kosten fast immer unter 0,5 Prozent. Diese sind nicht nur beim Kauf günstiger. Diverse Untersuchungen zeigen auch, dass aktiv gemanagte Fonds nur selten mit ihrem Anlageportfolio besser als vergleichbare Börsenindizes abschneiden. Die Verbraucherzentralen empfehlen deshalb vor allem Aktien-ETFs fürs langfristige Fondssparen.

Warum ist der Faktor Zeit so wichtig?

Viele Anleger unterschätzen den Zinseszinseffekt und den Faktor Zeit. Wer früh anfängt und lange durchhält, kann umso mehr vom Zinseszinseffekt profitieren, weil jeder Ertrag wieder angelegt wird und das wiederum das Sparkapital vergrößert. Ein Beispiel:

  • Angenommen, Sie wollen 10.000 Euro sparen. Sie legen dafür 200 Euro im Monat in einen Aktien-ETF an.
  • Sie entscheiden sich für einen ETF, bei dem die Dividenden, also die regelmäßigen Gewinn-Ausschüttungen der Unternehmen, automatisch wieder angelegt werden. Zu erkennen sind diese ETFs am Kürzel „acc“ für akkumulierend, manchmal heißen sie auch „thesaurierend“.
  • Der ETF hat eine angenommene jährliche Rendite von drei Prozent.

Ergebnis: Die 10.000 Euro haben Sie bereits in vier Jahren zusammen. Um 50.000 Euro zusammenzubekommen, braucht Sie nun aber nicht fünfmal so lang, also fast 20 Jahre, sondern nur 16 Jahre und drei Monate. Und für 100.000 Euro nur gut 27 Jahre.

Was ist der Cost-Average-Effekt?

Für das Sparen in Fonds sind besonders Aktienfonds geeignet. Diese bringen langfristig die höchsten Renditen. Dazu trägt auch der sogenannte Durchschnittskosteneffekt (Cost-Average-Effekt) bei. Wenn Sie monatlich für den jeweils gleichen Betrag Fondsanteile kaufen, erhalten Sie dafür in ungünstigen Börsenzeiten, wenn die Kurse niedrig sind, mehr Fondsanteile. Entsprechend kaufen Sie weniger Fondsanteile, wenn die Kurse hoch sind. Damit erwerben Sie langfristig Anteile zu einem niedrigeren Durchschnittskurs, als wenn Sie in Hochphasen gekauft hätte.

Beispielrechnung: Cost-Average-Effekt bei Sparplänen

Wer monatlich 100 Euro in einen ETF-Sparplan steckt, erhält dafür (bei einem ETF-Kurs von 50 Euro) zwei Anteile. Schwankt in den Folgemonaten der Kurs, verändert sich die Anzahl der gekauften Anteile. Bei einer zyklischen Schwankung um den Eingangskurs von 50 Euro werden insgesamt mehr Anteile erworben, als wenn der Kurs konstant geblieben wäre.

ETF-Sparplan mit 100 Euro im Monat
Monat 1 2 3 4 5 6 7 8 9
Kurs ETF 50 40 50 60 50 40 50 60 50
Anteile* 2 2,5 2 1,67 2 2,5 2 1,67 2
Summe Anteile** 2 4,5 6,5 8,17 10,17 12,67 14,67 16,34 18,34
Summe Kosten*** 100 200 300 400 500 600 700 800 900
* Im jeweiligen Monat für 100 Euro erworbene Anteile
** Insgesamt gekaufte Anteile zum jeweiligen Zeitpunkt
*** Insgesamt getätigte Investition

Fondssparplan oder Einmalanlage: Was ist besser?

Der Cost-Average-Effekt wirkt sich vor allem dann positiv aus, wenn die Kurse kurz nach Beginn des Sparplans längere Zeit sinken oder stagnieren und zum geplanten Spar-Ende kräftig steigen.

Anders sieht es aus, wenn die Kurse stetig steigen: Dann werfen Einmalanlagen auf jeden Fall höhere Erträge als Sparpläne ab, weil Sie von Anfang an mit einer größeren Summe investiert haben. Unterstellt man, dass die Kurse an den Aktienmärkten langfristig immer nach oben gehen, bringt – je länger das Investment läuft – die Einmalanlage mehr als der Sparplan.

Viele Menschen haben jedoch nicht genug Geld auf der hohen Kante, um einmalig zum Beispiel einen fünfstelligen Betrag in Fonds zu investieren. Außerdem sind einmalige größere Investments an der Börse anstrengend für die Psyche: Wer viel auf einmal anlegt, muss bei einem vorübergehenden Kurseinsturz wie im Frühjahr 2020 beim Ausbruch der Corona-Krise erhebliche Kurseinbußen verkraften, ohne dem Fehler zu verfallen, auf einmal alles panisch zu verkaufen. Langfristiges Fondssparen ist hingegen für sicherheitsliebende Menschen und jene ohne Startkapital die bessere, stressfreiere Variante.

Wie kann ein „Pantoffel-Portfolio“ bei der Altersvorsorge helfen?

Ein Pantoffel steht für folgende Eigenschaften: einfach, praktisch, bequem, günstig. Daran angelehnt empfiehlt die Stiftung Warentest Anlegerinnen und Anlegern seit Jahren den Aufbau eines Pantoffel-Portfolios. Es besteht aus zwei Bausteinen: renditestarken ETFs, die einen breit angelegten Börsenindex wie den MSCI World abbilden, und sicherem Tages- und Festgeld.

Je nach Risikotyp und der zur Verfügung stehenden Zeit zum Sparen kann man sich für verschiedene Varianten entscheiden. Beispiel: Wer je 50 Prozent in Aktien-ETFs und 50 Prozent in Zinsanlagen investiert, hat eine ausgewogene Variante gewählt. Wenn die Aktienkurse nun vorübergehend um 20 Prozent einknicken, verliert der Wert der Geldanlage eben nur zehn Prozent. Und ein echter Verlust wäre das nur dann, wenn man die ETFs verkauft und nicht die schwache Börsenphase aussitzt.

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Autor

Thomas Öchsner