Rente / 09.12.2022

Ab 2023: Midijob-Verdienstgrenze steigt auf 2000 Euro

Künftig zahlen auch Beschäftigte mit einem Verdienst von über 1600 Euro weniger als die Hälfte der Sozialbeiträge – bei vollem Rentenanspruch.

Hand nimmt Geldscheine aus Geldbörse. Bild: IMAGO / Westend61 / imago stock&people

Frankfurt (sth). Ab dem 1. Januar 2023 dürfen sogenannte Midijobber erneut mehr verdienen, ohne die für andere Beschäftigte übliche Hälfte der Sozialbeiträge zahlen zu müssen. Zum Jahreswechsel steigt die zulässige monatliche Gehaltsspanne für sozialversicherungspflichtige Geringverdiener von derzeit 520 bis 1600 Euro auf künftig bis zu 2000 Euro. Das beschloss die Bundesregierung im Herbst in ihrem dritten Entlastungspaket. "Dadurch werden die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in diesem Lohnbereich um rund 1,3 Milliarden Euro jährlich entlastet, da sie deutlich weniger Beiträge für ihre Sozialversicherung zahlen", hatten die Ampel-Partner bereits bei einer Sitzung des Koalitionsausschusses am 3. September festgestellt. 

Im Portmonee der Niedriglohnbezieher wird sich die erneute Beitragsentlastung abhängig vom individuellen Monatsgehalt bemerkbar machen. So zahlten Beschäftigte mit einem Verdienst von 1300 Euro nach Berechnungen des Berliner Rentenexperten Johannes Steffen bis September knapp 260 Euro an Sozialbeiträgen. Seit Anfang Oktober reduzierte sich die Beitragsbelastung bei dieser Gehaltshöhe um monatlich knapp 29 auf etwa 231 Euro, ab dem 1. Januar wird sie um weitere 20 Euro auf knapp 211 Euro sinken. Die Entlastung zwischen dem Septembergehalt 2022 und dem Januarverdienst 2023 beläuft sich für den 1300-Euro-Midijobber somit auf rund 49 Euro.

Bei 900 Euro Monatsverdienst ab Januar 2023 56 Euro mehr als im September

Noch stärker profitieren Beschäftigte im Übergangsbereich, deren Gehalt niedriger liegt. So dürften Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit einem Monatsverdienst von 900 Euro schon im Oktober auf ihrer Gehaltsabrechnung festgestellt haben, dass sie jetzt 46 Euro weniger als zuvor an die Sozialkassen abführen müssen. Ab dem 1. Januar sinkt der Sozialbeitrag für sie dann um weitere zehn Euro auf 56 Euro, die sie monatlich mehr zur Verfügung haben als noch im September. Und selbst diejenigen, die jetzt die aktuell zulässige Verdienstgrenze von 1600 Euro ausnutzen und deshalb derzeit nichts einsparen, dürfen sich ab Januar 2023 jeden Monat auf 28 Euro netto mehr freuen als derzeit.     

Das vielleicht schönste Bonbon, von dem künftig noch mehr Midijobber als bisher profitieren: Obwohl sie einen geringeren Rentenversicherungsbeitrag als ihre Arbeitgeber zahlen, erwerben sie mit ihrem reduzierten Beitragsanteil den vollen Rentenanspruch, der ihrem Gehalt entspricht. Die Deutsche Rentenversicherung (DRV) kritisierte die Neuregelung während des Gesetzgebungsverfahrens allerdings als "zusätzlichen Anreiz zugunsten von Teilzeitarbeit". Zudem entgingen den Rentenversicherern dadurch rund 800 Millionen Euro jährlich, der gesamten Sozialversicherung etwa 1,6 Milliarden Euro.

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Autor

Stefan Thissen