Altersvorsorge / 13.03.2023

Versicherungen optimieren in 7 Schritten

Jeder Bürger hat im Durchschnitt sechs private Versicherungen. Doch oft sind die Verträge nicht mehr zeitgemäß.

Junger Mann sichtet Zahlungsbelege, in der anderen Hand einen Kugelschreiber haltend. – Bildnachweis: wdv.de © Jan Lauer

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Jeder Bundesbürger lässt im Durchschnitt mehr als 2100 Euro im Jahr für private Versicherungen springen. Sechs Verträge sind es im Durchschnitt, meistens sauber abgeheftet in einem Versicherungsordner – und dann oft vergessen. Das aber kann für Versicherte schlimmstenfalls den finanziellen Ruin bedeuten oder ihre zusätzliche Altersvorsorge kosten. Denn viele Verträge haben gefährliche Lücken oder sind schlichtweg zu teuer. Verbraucherschützer empfehlen deshalb einen Versicherungscheck. Wie der funktioniert und welche Tipps und Tricks es gibt, um besser versichert zu sein – die sieben wichtigsten Punkte.

1. Einen Überblick gewinnen

Anfangen können Sie mit einem Blick in Ihren Versicherungsordner. Sind dort ältere, fünf bis zehn Jahre alte Verträge drin, können Sie diese schon mal zur Seite legen für eine genaue Inspektion. Oft, aber nicht immer haben neuere Verträge bessere Bedingungen als alte Policen. Bei Stiftung Warentest oder den Verbraucherzentralen und in den einschlägigen Vergleichsportalen wie Check 24 oder Verivox lässt sich schnell ermitteln, ob es bessere Alternativen gibt.

Dafür muss man aber wissen, dass bestimmte, nicht selten sogar günstige Anbieter wie die Huk-Coburg oder Cosmos Direkt bei den Vergleichsportalen nicht immer vertreten sind. Es empfiehlt sich deshalb, die Recherche durch eine Abfrage bei solchen einzelnen Direktanbietern zu ergänzen. Nur: Was günstig ist, muss nicht immer gut sein. Sie sollten sich immer auch fragen: Welchen Schutz brauche ich wirklich? Passt das, was ich habe, noch zu meiner Lebenssituation?

Überflüssige Versicherungen kündigen

Sie sollten überflüssige Verträge kündigen. Dazu zählen etwa Versicherungen fürs Reisegepäck, für Elektrogeräte, das Handy, Brillen, die Unfallinsassenversicherung oder gar Policen im Falle einer Krebserkrankung. Solche punktuellen Versicherungen lohnen sich in der Regel nicht, weil das Verhältnis von Beitrag zum Umfang der von vorneherein eingeschränkten möglichen Leistung für die Kunden schlecht ist. Wer solche Versicherungen kündigt, kann eine Menge Geld sparen – Geld das zum Beispiel in einen Fondssparplan für die zusätzliche Altersvorsorge fließen kann.

Der Bund der Versicherten bietet einen kostenlosen Check des persönlichen Versicherungsbedarfs an.


2. Berufsunfähigkeitsversicherung: Besser jung anfangen

Wer wegen einer schweren Krankheit, eines Unfalls oder psychischer Leiden dauerhaft nicht mehr oder nur zum Teil arbeiten kann, fällt schlimmstenfalls in Armut. Die gesetzliche Erwerbsminderungsrente reicht allein nicht, um dann den Lebensstandard auch nur einigermaßen halten zu können. Nicht nur Verbraucherschützer empfehlen deshalb unbedingt, eine Berufsunfähigkeitsversicherung abzuschließen, am besten in jungen Jahren. Dann ist es günstiger, auch weil es noch nicht so viele gesundheitliche Vorbelastungen gibt. Denn bei Vorerkrankungen verlangen die Anbieter von Anfang an höhere Beiträge oder schließen bestimmte Krankheiten aus.

Doch auch ein gesunder, junger Mensch muss sich so eine Police erst einmal leisten können. Schon Angestellte mit Bürojob zahlen schnell mehr als 100 Euro pro Monat. Und für Bauarbeiter oder andere körperlich Tätige ist es noch teurer.

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Gute Beratung ist besonders wichtig

Sie sollten eine Berufsunfähigkeitsversicherung auf keinen Fall leichtfertig beim nächstbesten Versicherungsvertreter abschließen. Besser ist es, Sie lassen sich von einer Verbraucherzentrale beraten, die aus den Angeboten vieler Gesellschaften idealerweise die besten heraussuchen und bei der korrekten Beantwortung der Gesundheitsfragen helfen kann. Machen Sie sich klar: Es geht um eine Lebensentscheidung, die man nicht mal eben so online mit ein paar Klicks trifft.

3. Risikolebensversicherung: Geringe Kosten, guter Schutz

In jungen Jahren sterben – wer denkt schon daran? Passieren kann es trotzdem. Gut für die Angehörigen, wenn der oder die Verstorbene eine Risikolebensversicherung abgeschlossen hat. Wenn die versicherte Person stirbt, fließt Geld, solange der Vertrag läuft. So eine Police ist allerdings kein Sparvertrag. Sie sollten wissen, dass die Beiträge weg sind und nicht angelegt werden. Und das heißt auch: Die Versicherungssumme wird nur ausgezahlt, wenn es wirklich zum Schlimmsten kommt. Dafür können Sie sich schon für weniger als zehn Euro im Monat eine Auszahlung von 100.000 Euro für den schlimmsten Fall sichern.

Besonders empfehlenswert ist eine solche Lebensversicherung in bestimmten Fällen:

  • Etwa wenn eine Wohnung oder ein Haus gekauft wird und die Finanzierung zusammenbricht, wenn einer der Verdiener stirbt.
  • Oder, wenn ein Paar Kinder bekommt und einer von beiden Hauptverdienerin oder Hauptverdiener ist.

Die Laufzeit sollte aber gut überlegt sein. Beispiel: Wer wegen der Kinder eine Risikolebensversicherung abschließt, kann die Laufzeit ja von vorneherein auf zum Beispiel 25 Jahre begrenzen. Dann sollten die Kinder auf eigenen finanziellen Füßen stehen.

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4. Private Haftpflichtversicherung: Auf die Lebenssituation kommt es an

Ein vergessenes Teelicht im Hotelzimmer – und das Hotel brennt ab. Das neue Smartphone der Freundin fällt Ihnen herunter, eine teure Reparatur ist fällig. In beiden Fällen zahlt eine private Haftpflichtversicherung. Ob Leichtsinn, Missgeschick oder Vergesslichkeit, mit einer Haftpflichtpolice sind Personen-, Sach- und Vermögensschäden abgedeckt, die durch fahrlässiges Handeln im Privatleben entstehen. Salopp gesagt: Ohne private Haftpflichtversicherung sollten Sie erst gar nicht auf die Straße gehen! Doch Vorsicht: Nicht jeder Vertrag bietet das, was sich die Kundin oder der Kunde wünscht. Versicherungsexperten empfehlen daher auf drei Dinge zu achten:

  1. Die Versicherungssumme sollte hoch genug sein, mindestens zehn Millionen Euro.
  2. Prüfen Sie genau, wie lange die Kinder und unter welchen Bedingungen (Alter, Ausbildung, Wohnort) sie mitversichert sind.
  3. Schäden an geliehenen oder gemieteten Sachen sollten explizit eingeschlossen sein, ebenso die sogenannte Forderungsausfalldeckung. Damit ist auch der Schaden abgesichert, den ein Dritter an den eigenen Sachen verursacht, der aber selbst keine private Haftpflichtversicherung hat.

Außerdem sollten Sie daran denken, dass sich Ihre Lebenssituation ändern kann. Zum Beispiel ziehen die Kinder irgendwann aus. Oder man heiratet oder lässt sich scheiden. Gerade wenn der Vertrag älter ist, sollten Sie auf jeden Fall prüfen, ob die Details noch passen.

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5. Wohngebäudeversicherung: Auf die Details kommt es an

Viele Hauseigentümer müssen 2023 schlimmstenfalls mehrere hundert Euro zusätzlich für ihre Wohngebäudeversicherung zahlen. Schlecht, wenn die Versicherung dann auch noch böse Überraschungen im Kleingedruckten verbirgt. Die Policen schützen Hausbesitzer vor Schäden durch Feuer, Leitungswasser, Sturm und Hagel an ihrer Immobilie. Preise und Leistungen sind jedoch sehr unterschiedlich. Oft sind in den Policen zum Beispiel so genannte Elementarschäden (Starkregen, Überschwemmung, Erdbeben, Erdrutsch, Schneedruck) nicht enthalten. Dann sollten Sie als Eigentümer prüfen, ob eine Zusatzdeckung möglich ist. Der Preis hängt allerdings vom Wohnsitz ab. Wer etwa direkt an einem Fluss oder unterhalb eines Berges in den Alpen (Lawinengefahr) wohnt, zahlt einen höheren Beitrag.

Gut auch, wenn Rauch- und Rußschäden nach einem Feuer abgedeckt sind. Oder die neue Solaranlage auf dem Dach. Oder so genannte Bewegungs- und Schutzkosten. Dann zahlt der Versicherer zum Beispiel für das Auslagern der Möbel, bis das beschädigte Haus wiederhergerichtet ist, oder die Zusatzkosten wegen neuer Vorschriften wie etwa Energiesparauflagen.

Wohngebäudeversicherung: Worauf es ankommt

Seien Sie vorsichtig bei Verträgen, die keinen Verzicht auf Einrede grober Fahrlässigkeit enthalten. Dann darf der Versicherer die Auszahlung im Schadenfall kürzen, wenn Sie grob fahrlässig gehandelt haben. Das aber kann schon im Einzelfall passieren, wenn jemand eine Kerze unbeaufsichtigt brennen lässt, die einen Brand auslöst. Und dann wird es gegebenenfalls sehr teuer, wenn die Bedingungen im Vertrag entsprechend kundenunfreundlich gestaltet sind.


6. Hausratversicherung: Belege sind wichtig

Es kann ganz schnell gehen: Im Bad löst eine defekte Waschmaschine einen Brand aus, das gesamte Mobiliar einer Wohnung wird unbrauchbar. Einbrecher nehmen Schmuck im Wert von mehreren tausend Euro mit. Starkregen überschwemmt den Weinkeller. In solchen Fällen hilft eine Hausratversicherung, Damit entschädigt der Versicherer Kundinnen und Kunden, deren Hausrat durch Feuer, Einbruch, Leitungswasser, Sturm, Hagel, Raub und Vandalismus zerstört, beschädigt oder gestohlen wird. Nur: Die beste Hausratpolice nützt nichts, wenn die Versicherung nicht zahlt, weil das, was Ihnen lieb und teuer ist, nicht penibel dokumentiert oder der Schutz nicht ausreichend ist.

Machen Sie von allen Wertsachen Fotos, vom Polstersessel genauso wie vom Fernseher oder Schmuck. Dabei sollten Sie auch die Schränke aufmachen und fotografieren. Oder wissen Sie auswendig, was alles in Ihren Schränken drin ist? Der Vorteil: So können Sie auch kleine Schäden exakt belegen. Und Kleinvieh macht bekanntlich auch Mist. Ein guter Nachweis kann auch ein Video vom Zuhause sein. Die Fotos und das Video dann aber so hinterlegen, dass Sie selbst bei einem Verlust des Smartphones darauf zurückgreifen können. Ebenso hilfreich: Rechnungen, die den Kauf von teuren Wertgegenständen eindeutig belegen.

7. Kfz-Versicherung: Verhandeln lohnt sich

Sparen bei der Kfz-Versicherung ist in Deutschland eine Art Volkssport geworden. Wenn sich zum 30. November des Jahres die meisten Policen kündigen lassen oder der Versicherer wie viele jetzt zum Jahreswechsel die Preise erhöht, werden viele Kunden aktiv und suchen nach einem günstigeren Anbieter. Bewährt hat sich dabei dieser Weg: Zuerst schauen, was es für günstigere Alternativangebote gibt. Danach den eigenen Versicherer anrufen und fragen, ob er mit dem Preis heruntergeht. Idealerweise können Sie bei dem Gespräch gleich einen (echten) alternativen Preis eines Rivalen nennen, dann sind Ihre Chancen besser, dass der Versicherer nachgibt.

Mindestens genauso wichtig wie der Preis sind die Details in den Verträgen: Sind die Kinder aus dem Haus? Dann lassen sie sich aus dem Fahrerkreis entfernen. Lohnt es sich, einen Telematik-Vertrag abzuschließen, der vorsichtige Fahrweise belohnt? Ist es sinnvoll, die Selbstbeteiligung bei der Teil- oder Vollkaskoversicherung zu erhöhen oder den Kaskoschutz zu streichen, weil das Auto eine alte Karre ist? All das verringert den Beitrag. Aber auch Details im Versicherungsschutz sind wichtig. Bei der Teilkasko-Versicherung sollten zum Beispiel Sturmschäden, Überschwemmungen und alle Wildschäden, nicht nur das Haarwild, versichert sein.

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Autor

Thomas Öchsner